Die geplanten fünf Windräder auf dem Schienerberg bewegen die gesamte Höri, nicht nur die betroffene Gemeinde Öhningen, auf deren Gemarkung die aufgestellt werden sollen. Auch andere Gemeinden und Städte haben Flächen für den potenziellen Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen, auch Gaienhofen hat Flächen dafür kennzeichnen müssen. Aktuell gibt es keine Pläne, diese Flächen wirklich für einen Windpark zu nutzen. Doch das Thema Windenergie beschäftigt im Vorfeld der Kommunalwahl die Bürgerinnen und Bürger.

Grün-Rote-Liste möchte Mix aus Energiequellen

Wie stehen die einzelnen Fraktionen und Wählervereinigungen zu diesem kontroversen Thema? Für eine gute Mischung spricht sich die Grün-Rote-Liste (GRL) Gaienhofen aus. Sie treten für eine klimaneutrale lokale Energiegewinnung auf der Höri ein, lässt Erikal Blank für die GRL auf Nachfrage wissen. „Wir sind für einen Mix der Energie-Wärme-Stromerzeugung durch Wasserkraft von der EKS, Photovoltaik und auch Windkraftanlagen“, schreibt Blank weiter. Mit der Einschränkung, dass die Standorte mit den notwendigen Prüfungen und Genehmigungsverfahren samt den entsprechenden ökologischen Ausgleichen bei der Wiederaufforstung, Vogel- und Fledermausschutz versehen seien.

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Denn der Klimawandel mache auch vor der Höri nicht Halt und ließe sich auch nicht abwählen. Es sei nicht ehrlich zu behaupten, alles könne so bleiben, wie es bisher war, so die Meinung der GRL. Eine widerstandsfähige Energiegewinnung sei aus diesem Grund in der heutigen Zeit besonders wichtig. Um sich ein besseres Bild der Lage zu machen, hatte die GRL Gaienhofen zusammen mit Rot-Grünen Liste Moos und der Grünen Öhningen eine Exkursion zum Windpark Verenafohren bei Tengen unternommen.

Die Aktiven sehen die Idylle in Gefahr

Auch die Aktiven haben sich laut Information von Jürgen Rottler schon länger mit dem Thema Windkraft beschäftigt. Schon im Mai 2023 habe die Fraktion der Bürgerinitiative „Freunde der Höri“ ihre Unterstützung für „Aufklärungsversuche und Aktionen“ zugesichert. Die Bürgerinitiative engagiert sich gegen die Windkraftanlagen auf der Höri. Er selbst verbringe viel Zeit auf dem Schienerberg und schätze die Idylle dort sehr, so Rottler weiter.

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„Ich glaube, dass der Schaden und die Kosten dieses Projekts in keinem Maß durch die zu erwartende karge Energieausbeute gerechtfertigt werden können und das Projekt einzig und allein dadurch lebt, dass es durch entsprechende Subventionen überhaupt erst wirtschaftlich gemacht worden ist – und auch dies nur für ein paar wenige Nutznießer gilt“, schreibt Rottler auf Nachfrage der Redaktion.

UBL sorgt sich um den Trinkwasserspeicher

Auch Karl Amann, der für die Unabhängige Bürgerliste (UBL) Gaienhofen spricht, sieht das Windkraftprojekt auf dem Schienerberg kritisch. Der Schienerberg sei der größte Trinkwasserspeicher der Höri. Diesen zu schützen sei in Zeiten von längeren Dürreperioden, wie es sie in den vergangenen Jahren gegeben habe, besonders wichtig, ist sich Amann sicher. Hinzu käme der Landschaftsschutz, denn die Höri sei ein noch fast unberührtes Naturparadies und dies solle auch so bleiben.

Laut Amann müssten die Gemeinden statt Flächen für Windräder auszuweisen vermehrt auf Photovoltaikanlagen setzen. Noch gebe es aber zu viele Regeln und Einschränkungen, um auf allen möglichen Dächern PV-Anlagen zu bauen. Die Diskussion um das Thema Windkraft empfindet Amann als fehlgeleitet, wie er sagt. Bürger seien nicht rechtzeitig mit ins Boot geholt worden. An der Wirtschaftlichkeit der geplanten Windräder habe die UBL große Zweifel, so Amann abschließend.

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Freie Wähler haben noch viele offene Fragen

Eine unzureichende Information durch übergeordnete Behörden zum Projekt bemängeln auch die Freien Wähler Gaienhofen. Unklar sei zum Beispiel, wie sich eine solche industrielle Baumaßnahme in einem Natur- und Landschaftsschutzgebiet im Hinblick auf Biodiversität und Artenschutz, auch und insbesondere geschützter Tier- und Pflanzenarten, in der Ferienregion Bodensee rechtfertigen lasse, schreibt Walter Ernst stellvertretend für die Freien Wähler Gaienhofen.

Unklar sei auch, welchen Einfluss der Bau der Windräder auf die Wasserversorgung habe oder wie groß der Nutzen als Energiequelle überhaupt sei, wenn die Region eigentlich zu wenig Wind aufweise.

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Die Liste „Freie Wähler Gaienhofen“ sehe aber klar die Notwendigkeit zum Ausbau erneuerbarer Energien zur Eindämmung des Klimawandels. Aber: „Nach unserer Wahrnehmung werden bisher auch keinerlei Alternativen geprüft, wie zum Beispiel die Energiegewinnung aus der Bodenseewärme“, so Walter Ernst für die Freien Wähler.