Der Schwarzmilan ist wieder da. Das Pärchen ist am Büdingen-Park gesehen worden, und will wohl brüten. Der Baum, in dem die Vögel gern nisten, ist zu erhalten, dies ist so in der Teilbaugenehmigung festgehalten, die die Stadt Konstanz erlassen hat. „Der Horstbaum befindet sich auf einem abgesperrten Bereich des Parks“, schreibt Bauherr Hans-Jürg Buff auf Anfragen.
Der Investor ist dabei, auf dem Gelände ein Gesundheitshotel zu errichten. Der Verein Bürgerpark Büdingen beobachtet als Interessensgruppe und zugelassene Umweltvereinigung das Geschehen. Vertreter argwöhnen, es seien zwar viele Auflagen erlassen worden, doch es mangele an Kontrollen.
Verein Bürgerpark Büdingen äußert Kritik
Die Vertreter des Vereins zweifeln, dass die alten Bäume auf dem Gelände eine Überlebenschance haben, und sorgen sich um die Zukunft der Schwarzmilane. Der Bauherr widerspricht. Ob während der Brutzeit des Schwarzmilans Bauarbeiten auf dem Gelände stattfinden können, ist nach Angaben der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises noch nicht entschieden.

Nach dem faunistischen Gutachten sei der Artenschutz durch die Baumaßnahmen nicht betroffen. Doch die Natura-2000 Vorprüfung liege nach Angaben der Behörde noch nicht vollständig vor. Erst danach könnten sich die Fachleute vom Amt ein Urteil bilden.
Die untere Naturschutzbehörde sei wegen der Schwarzmilane bereits mehrfach vor Ort gewesen. „Die Termine wurden protokolliert“, heißt auf Anfragen in einer Mail des Landkreises. Eine Dokumentation werde in der Regel nur erstellt, wenn etwa wegen Verstößen ein behördliches Einschreiten nötig werde.
Mit Ferngläser und als im wahrsten Sinne des Wortes Zaungäste beobachten vom Verein Thomas Huhn und Patrick Pfeiffer sowie der Baumgutachter Lothar Damaschek das Geschehen am Büdingen-Park.

Sie sagen, sie dürften diesen nicht betreten. Sie sehen tiefe Löcher und Gruben sowie Bäume, die mit Bauzäune abgesperrt sind. Es handelt sich um die Gewächse, die erhalten werden müssen.
Felix Müller von der Klima-Initiative Extinction Rebellion gehört auch zu den Beobachtern. Für ihn zeige sich auf dem Büdingen-Gelände, wie die Stadt mit Investoren umgehe. Er vermutet, dass diese weniger Auflagen zu beachten haben als Privatleute.
Lothar Damaschek, der seit 1,5 Jahren fachlich das Geschehen am Büdingen-Park betrachtet, sieht mit Entsetzen, wie die Bäume am Baugelände gestutzt wurden. Es seien Kronenteile entfernt worden.

„Das ist kein Todesurteil für die Bäume, aber die gesamte Lebensprognose wird verkürzt“, sagt der Baumexperte. Ein solch drastischer Eingriff sei nur bei großen Schäden am Baum zu rechtfertigen. Diese könne er aber nicht erkennen.
Auch das Baggern im Wurzelbereich, wie es beispielsweise am Geländerand zum See geschah, sei nicht erlaubt. Ob die Bäume, wie in den Auflagen der Stadt festgeschrieben, bewässert werden, sei für sie von Außen nicht zu erkennen, bemängelt Patrick Pfeiffer.

Es sehe aber so aus, als würde dies nicht geschehen. Thomas Huhn sagt: „Das Einzige, was wir feststellen. Es werden immer weniger Bäume.“ Er fordert nachvollziehbare Prozesse. Diese billige der Verein dann auch: „Es ist traurig, dass die Stadt so undurchsichtig agiert.“
Der Verein fordert Dokumentationen über die Kontrollen der Stadt. Er legt eine Mail von Martin Wichmann, Leiter der Umweltabteilung der Stadt Konstanz, vor. Darin heißt es: Solange keine Verstöße festzumachen seien, stimme man sich in der Regel mündlich ab.
Aktuell seien sämtliche Auflagen aus der Baugenehmigung und Befreiungen erfüllt, abgenommen und kontrolliert. Die Stadt Konstanz bekräftigte gestern am späten Abend diese Aussagen. Nur bei Abweichungen reagiere das Amt unverzüglich schriftlich. Der Verein stellt sich die Frage, wie er überprüfen soll, was das Amt sagt, wenn es keine Aufzeichnungen dazu gebe.
Das sagt Bauherr Hans-Jürg Buff dazu
Der Bauherr Hans-Jürg Buff jedenfalls sagt, die Bäume würden bewässert, trotz der Hürde, dass über Monate kein Stromanschluss bestanden habe, und er keine Genehmigung für die Entnahme von Wasser aus dem nahen Bodensee bekommen habe. Seit Jahrzehnten das erste Mal würden die Bäume gepflegt. Man wolle diese erhalten.
Zum Schwarzmilan stellt er fest: „Der Vogel ist da, die lauten Arbeiten stören ihn, so weit weg von der Brutstätte, überhaupt nicht.“ Das Nest werde dort bleiben, wo das Vogelpaar es hingebaut habe. Buff verweist nach weiteren Fragen des SÜDKURIER auf Antworten des von ihm eingeschalteten Baumsachverständigen Arnold Matscher.
Baumsachverständiger erklärt Maßnahmen
In einer Mail sagt Matscher, die Bäume auf dem Baugelände Büdingen würden bewässert. Um die nötige Wassermenge festzustellen, komme ein mobiles Bodenfeuchte-Messsystem zum Einsatz. Wegen des Schneebruchs im Winter hätten die Bäume stark beschnitten werden müssen. „Wir hatten erhebliche Schäden bis hin zu umgestürzten Bäumen.“ Um die Verkehrssicherheit herzustellen seien die Eingriffe an den Kronen notwendig geworden. Diese Maßnahmen würden sich auch dadurch ergeben, dass die Bäume über Jahrzehnte nicht mehr gepflegt worden seien.
Wegen der Schwarzmilane ist Matscher überzeugt: „Sicherlich wird der Baubetrieb im Bereich des Baufelds weitergehen. Da der Horstbaum sich im abgesperrten Bereich des Parks befindet, wird von einer minimalsten Beeinträchtigung ausgegangen. Trotz der laufenden Baumaßnahmen hat sich das Milanpaar im Büdingenpark wieder eingefunden, was die Annahme untermauert.“
Hans-Jürg Buff will bis Herbst 2023 sein Hotel eröffnet haben. Dies werde vollständig behindertengerecht gebaut, versichert er. Gegen die Änderungsbaugenehmigung haben Juristen unter der Federführung des Rechtsprofessors Georg Jochum Widerspruch eingelegt. Sie machen unter anderem geltend, dass die Baugenehmigung gegen das Verbot verstoße, ein geschütztes Naturgebiet zu verschlechtern. Auch das faunistische Gutachten weise Mängel auf.