Januar 2024: Großdemonstrationen legen die Altstadt lahm
Erst rollt der Traktor-Protest der Bauern über die Straßen, dann folgt eine Kundgebung im Herzen von Konstanz: Am 10. Januar treffen sich die Landwirte in der Konzilstadt. Rund 750 Zuhörer verfolgen die Reden von Landwirten und Abgeordneten auf der Marktstätte. Kurz droht die Stimmung zu kippen, als es um den Umgang mit Bundespolitikern geht.
Zwei Wochen nach dem Bauern-Protest sind tausende Konstanzer auf der Straße: Im strömenden Regen setzen bis zu 20.000 Menschen bei der Demo gegen Rechts ein Zeichen für die Demokratie. Auf ihren Plakaten ist dabei zu lesen: „Bunt statt braun“ oder auch „Probleme? Die AfD ist nicht die Lösung“. Etwa 7000 und 8000 Demo-Teilnehmer strömen auf den Münsterplatz – dann ist der Bereich komplett gefüllt.

Februar 2024: Die Fasnacht verläuft nicht unbeschwert
Das große Seenarrentreffen in Allensbach lockt Anfang Februar tausende Besucher bei strahlendem Sonnenschein an den Gnadensee und stimmt alle Fasnachts-Fans und Mäschgerle auf die närrische Hochzeit ein. Am Schmotzigen gibt es dann kein Halten mehr: In Allensbach, Reichenau und natürlich auch in Konstanz wird ausgelassen gefeiert.

Leider wird die Fasnacht 2024 von zwei Todesfällen überschattet: Erst macht das Gerücht die Runde, dass eine Person der Konstanzer Piraten AG tot sei. Dann stellt sich heraus, dass der erwachsene Sohn eines Mitglieds des Fasnachtsvereins am Schmotzigen Dunschtig gestorben ist. In Dingelsdorf verstirbt am Fasnachtssonntag unerwartet ein langjähriges Mitglied des Musikvereins: Die Gemeinde trauert um Alois Martin und sagt alle Programmpunkte ihrer Fasnacht ab.
März 2024: Der Bau des Asisi-Panoramas schreitet voran
Nach dem Spatenstich Ende 2022 geht es im Frühling des übernächsten Jahres so richtig los: Auf dem Gelände des zukünftigen Asisi-Panoramas bei der Schänzlebrücke sind Bagger, Baumaschinen und Arbeiter zugange. Doch zuerst geht es nicht in die Höhe, sondern in die Tiefe: Denn 50 gewaltige Bohrpfähle sorgen für die Stabilität des Gebäudes, das in den kommenden Monaten hier entstehen wird. Bauherrin ist übrigens nicht die Stadt, sondern ein privater Investor.
Ab dem Sommer reiben sich die Konstanzer dann die Augen, denn plötzlich wächst der Turm rasant – um 28 Zentimeter pro Stunde. Die endgültige Höhe liegt bei 52 Metern, der Durchmesser bei 30 Metern. Im September wird auf der Baustelle dann auch der Grundstein gelegt. Kurz darauf verkündet der Projektleiter, dass diese Bauphase sogar früher beendet werden kann als geplant. In der zweiten Jahreshälfte 2025 soll der runde Turm fertig und dann das dritthöchste Gebäude in Konstanz sein.

April 2024: Weinstube und Restaurant verabschieden sich
Diese Nachricht verbreitet sich im April in Konstanz wie ein Lauffeuer: Die Ära des Weinteufele in der Niederburg neigt sich dem Ende zu. Die Stammgäste des Wirte-Ehepaars Kratzer sind traurig, als sie erfahren, dass in wenigen Wochen die alteingesessene Weinstube für immer schließen wird. Doch für HP und seine Conny steht die Entscheidung aufgrund einer Pachterhöhung fest.

Kurz nach dieser einschneidenden Botschaft für die Konstanzer Gastro-Szene folgt auch schon die nächste: Sylvia und Maurizio Canestrini vom Ristorante Pinocchio an der Laube hören ebenfalls auf. Das Ende des Edel-Italieners bricht dem Paar das Herz, wie sie damals sagen, doch sie ist zu diesem Zeitpunkt 72, er 76 Jahre alt. Die beiden wollen nun das Leben ohne Arbeit miteinander genießen.
Mai 2024: Über 20.000 Menschen feiern im Bodensee-Stadion
Kurz nach dem Campus-Festival 2023 war das Bodensee-Stadion für Großveranstaltungen gesperrt worden. Die Gründe: Probleme bei den Fluchtwegen und mangelhafter Brandschutz. In der Folge debattierte Konstanz über die Zukunft der Sportstätte. Doch es wurden Lösungen erarbeitet und für deren Umsetzung 700.000 Euro bereitgestellt. Im April 2024 verkündet dann die Stadtverwaltung: Die Bauarbeiten sind beendet. Das Campus-Festival kann Anfang Mai kann wie geplant in der Sportarena beim Konstanzer Hörnle stattfinden.

Als am 10. Mai dann das Campus-Festival startet und die Temperaturen (nach Tief Helga) über 20 Grad klettern, steigt in ganz Konstanz auch die Stimmung und die Vorfreude auf zwei Tage voller Musik, Emotionen und Begegnungen. Über 20.000 Menschen sind dabei, mehr als 500 Mitarbeitende sind für sie im Einsatz. Von Rap bis zur Philharmonie ist für jeden Geschmack etwas dabei, und am Ende können Veranstalter sowie Besucherinnen und Besucher eine positive Bilanz der Festivaltage ziehen.
Juni 2024: Konstanz wappnet sich für Bodensee-Hochwasser
Ende Mai und Anfang Juni öffnet der Himmel über dem Südwesten Deutschlands seine Schleusen. Es regnet – so stark und so anhaltend, dass der Bodensee-Pegel innerhalb weniger Tage rasant steigt. Die Folgen: Tiefergelegte Autos kommen nicht mehr über die steile Rampe auf die Fähre, das Gesundheitsamt und die DRLG raten vom Gang ins Wasser ab. In Konstanz werden der Seeuferweg und die Schmugglerbucht überflutet, die Innenstadt soll vor dem Hochwasser durch einen Wall gesichert werden.

Auch in der nahen Schweiz ist die Lage prekär, und größere Schiffe können zeitweise nicht mehr den Seerhein passieren. Mitte Juni sinkt der Pegel leicht, doch dann geht er wieder nach oben. Während Konstanzer Fußball-Fans beim Public Viewing der Europameisterschaft 2024 auf Klein Venedig noch nasse Füße bekommen, macht sich die Stadt entlang des Ufers an die Aufräumarbeiten. Erst Mitte Juli sinkt der Pegel wieder, sodass die Hochwassergefahr ab diesem Zeitpunkt gebannt ist.
Juli 2024: Das Stadler-Haus in der Altstadt brennt aus
Um 1.22 Uhr am 25. Juli wird die Konstanzer Feuerwehr alarmiert. Im Gebäude an der Zollernstraße 10 wütet ein Feuer – mutmaßlich ausgelöst durch einen technischen Fehler. Was zu diesem Zeitpunkt niemand weiß: Der Einsatz für hauptberufliche und ehrenamtliche Retter sollte mehrere Tage dauern. Erst am Nachmittag des 29. Julis rückt die Wehr ab. Die Bewohnerinnen und Bewohner verlieren jedoch alles. „Der Schock sitzt tief“, sagen sie wenige Tage nach dem Brand.

Derweil rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft durch Konstanz: Bürger spenden mehr als 56.000 Euro als Soforthilfe für die Betroffenen. Nach bangen Monaten zieht schließlich wieder Leben ins Gebäude: Das Einrichtungshaus Bent Sörensen, das im Erdgeschoss des Stadler-Hauses seine Ausstellungsräume hatte, eröffnet im November eine kleine Boutique. Ende 2024 laufen noch die Aufräumarbeiten. Der Wiederaufbau wird laut Bauherr Christian Stadler wohl zwei Jahre dauern.
August 2024: Party! Der Fest-Sommer ist in vollem Gang
Kaum ist das Konstanzer Weinfest 2024 vorbei, steht auch schon das Reichenauer Wein- und Fischerfest an. Wenige Tage später beginnt das Stadtgartenfest, das dann ins große Seenachtfest überleitet und tausende Besucher in die größte Stadt am See lockt. 37.000 Menschen sind im Sommer dabei, als am Bodenseeufer gefeiert, geschmaust und geplaudert wird, bis schließlich das große Feuerwerk das Finale markiert.

Doch nach dem Seenachtfest ist vor den kleineren Veranstaltungen, bei denen sich die Konstanzerinnen und Konstanzer treffen. Bis zum Ende der Sommerferien ist – dank des Engagements zahlreicher Mitbürger – jedes Wochenende an einem anderen Ort etwas geboten: Zuerst ist das Hafenfest in Staad dran, dann kommt das Herbstfest in Dingelsdorf, gefolgt vom Wollmatinger Dorffest und dem Kinderfest Konstanz-Kreuzlingen.
September 2024: Großaufgebot sucht bewaffneten Mann
Plötzlich laufen am 12. September Polizisten in schwerer Ausrüstung durch Konstanz. Ein Hubschrauber kreist über der Stadt, und schnell verbreiten sich Gerüchte, was angeblich los sei. Dann wird klar: Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach einem mutmaßlich bewaffneten Mann. Wenige Stunden später wird der Gesuchte, der in einem Hotel mit einer Waffe gedroht haben soll, festgenommen. Bei der vermeintlichen Schusswaffe handelt es sich um eine Pfefferspray-Pistole zur Tierabwehr.

Dass das Durchgreifen der Polizei wichtig ist, hatte ein Fall im Sommer bereits gezeigt: Anfang Juli fallen an der Tankstelle in der Reichenaustraße Schüsse – ein Mann wird von der Revolvermunition getroffen und schwer verletzt. Die Täter fliehen auf einem Roller, können aber wenig später im Thurgau durch Schweizer Polizisten verhaftet werden. Der Fall wird Anfang 2025 vor Gericht landen. Die Anklage: versuchter Mord.
Oktober 2024: Der Gassenfreitag freut nicht alle Konstanzer
Der Gassenfreitag, der immer am ersten Freitag der Monate von Mai bis Oktober stattfindet, ist Kult geworden. 2008 wurde die Veranstaltung ins Leben gerufen und inzwischen so beliebt, dass tausende Besucher an diesen Abenden in die Niederburg strömen – auch im Jahr 2024. Der Vorsitzende des ausrichtenden Vereins meint: „Wir sind eigentlich zufrieden.“ Doch dass das kleine Straßenfest zum großen Anlass geworden ist, passt nicht allen.

Manche Anwohner ärgern sich aber über die gewachsene Veranstaltung. Ihre Kritik: zu beliebt und viel zu laut. Brechend volle Gassen in der Niederburg, Lärm und Scherben – werden die Gassenfreitage zum Opfer ihres eigenen Erfolgs? Vor dem letzten Termin des Jahres im vergangenen Oktober kochte die Diskussion darüber hoch. Wie es mit der Veranstaltung im Jahr 2025 weitergeht und welche Kompromisse dafür eingegangen werden müssen, wird sich noch zeigen.
November 2024: Physio-Prozess kommt nur vorerst zum Ende
Dieser Prozess sorgte nicht nur in der Konstanzer Nachbargemeinde für Aufsehen, sondern auch in der Konzilstadt: Ein 54-jähriger Physiotherapeut und Osteopath aus Allensbach war des sexuellen Missbrauchs unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses angeklagt. Vorgeworfen wurden ihm zunächst 14 und dann später 13 mutmaßliche Taten, bei denen sieben Frauen zum Opfer geworden sein sollen.

Das Urteil der Schöffenkammer des Konstanzer Amtsgerichts lautet auf zwei Jahre und sechs Monate Haft – und damit mehr als vom Staatsanwalt gefordert. Die Richterin begründete diese Haftstrafe ohne Bewährung unter anderem damit, dass sich der Angeklagte im Prozess uneinsichtig gezeigt habe. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Allensbacher Therapeut haben Berufung eingelegt. Das bedeutet: Im neuen Jahr wird sich das Landgericht mit den Fällen befassen müssen.
Dezember 2024: Weihnachtsmarkt macht sich auf den Mehrweg
Weihnachtsmarkt steigt auf flächendeckend Mehrweggeschirr um – und wird damit zum Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Gespült werden die wiederbenutzbaren Teller und Schüsseln allerdings einmal die Woche noch weit nördlich von Stuttgart, weshalb sich mancher Konstanzer am Kopf kratzt und fragt: Ist das wirklich so nachhaltig? Ja – versichern die Veranstalter. Die Klimabilanz sei trotzdem noch besser als bei Einweggeschirr und bei essbaren Tellern.

Schon nach wenigen Tagen steht fest: Durch den Weihnachtsmarkt fällt deutlich weniger Müll an, und auch die Besucherinnen und Besucher können dem neuen Pfandsystem viel Positives abgewinnen. Ob das mit der Konstanzer Verspackungssteuer, die ab dem 1. Januar 2025 gilt, ebenfalls der Fall sein wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Tübingen hat damit jedenfalls erste und gute Erfahrungen gemacht. Dort gibt es die Steuer bereits seit drei Jahren.