Was wird wohl aus dem Marienhaus, wenn die betagten Bewohner in das neue Pflegeheim Haus Zoffingen umgezogen sind? Auch wenn dies erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 der Fall sein wird, grübeln viele Konstanzer – bei weitem nicht nur die Nachbarn – über diese Frage.

Wird das Haus mitsamt Garten verkauft, damit Eigentumswohnungen entstehen? Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Caritas-Verbands Konstanz schüttelt energisch den Kopf. „Nein“, sagt er. Der Komplex bleibe nicht nur weiterhin im Besitz der Caritas, sondern „es bleibt eine soziale Immobilie“, wie er sagt. Ein entsprechendes Konzept wurde bereits ausgearbeitet. Der Bauantrag für den Umbau wurde vor zwei Wochen bei der Stadt Konstanz eingereicht.
Sehr viel werde sich nicht verändern, stellt Andreas Hoffmann fest, zumindest was die größtenteils unter Denkmalschutz stehende Gebäudesubstanz anbelange. Lediglich der Torbogen in der Brauneggerstraße, der als Einfahrt für die Zubringer dient, werde geschlossen. Der Grund: „Wir wollen die Tagespflege im St-Anna-Haus (Anm.d.Red.: ein Teilbereich des Gebäudekomplexes) erweitern“, so Hoffmann.
Auch Küche und Speisesaal, die künftig nicht mehr benötigt werden, würden dem Bereich Tagespflege zugeschlagen. „Es wird alles viel großzügiger. Statt zwölf Tagesgästen, können dann 17 oder 18 betreut werden“, berichtet Andreas Hoffmann, der darauf hinweist, dass solche Plätze stark nachgefragt seien.
Betreutes Wohnen ist gefragt
Ebenso gefragt sei betreutes Wohnen. Aus diesem Grund sollen die Räumlichkeiten in den Obergeschossen des St.-Anna-Hauses und dem modernen Zwischenbau in der Brauneggerstraße in 17 kleine und mittelgroße Wohnungen für Senioren aufgeteilt werden.

Was Andreas Hoffmann wichtig ist: Das betreute Wohnen sei nicht für gut betuchte Menschen gedacht, sondern für jene Mitbürger mit Wohnberechtigungsschein. „Wir bauen sozial. Teuer kann jeder“, so der Caritas-Geschäftsführer.
Im Erdgeschoss des an der Brauneggerstraße gelegenen Teils des Marienhauses könnte ein Arzt seine Praxis einrichten. „Das wäre ideal“, findet Andreas Hoffmann, der sich einen Internisten oder einen Allgemeinmediziner wünscht. „Ein Arzt wird noch gesucht. Er kann noch mitplanen“, sagt er. Daneben sind zwei Räume für die Sozialstation vorgesehen. Die Obergeschosse will die Caritas zu Wohnungen umbauen, und zwar zu Mitarbeiterwohnungen.
Mitarbeiterwohnungen sind wichtiger denn je
„Ohne Wohnungen kein Personal“, stellt Andreas Hoffmann kurz und bündig fest. Während noch vor wenigen Jahren die Bereitstellung für Wohnraum zum Gewinn neuer Mitarbeiter benötigt wurde, habe sich die Situation verändert. Mittlerweile suchten gerade auch langjährige Mitarbeiter bezahlbaren Wohnraum. Andreas Hoffmann benennt vor allem Mietpreiserhöhung als Grund.
Der Caritas habe zwar einen kleinen Bestand an eigenen Wohnungen, aber „wir haben zusätzlich 72 Wohnungen angemietet“, so Hoffmann. Damit sei der Bedarf aber nicht gedeckt. Im Marienhaus könnten durch den Umbau 31 Mitarbeiterwohnungen entstehen, darunter auch zwei Wohngemeinschaften für Auszubildende.
WGs für Menschen mit Behinderung
Im Marienhaus-Flügel entlang der Wallgutstraße will die Caritas drei Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung realisieren. „Es gibt viele körperlich oder psychisch behinderte Menschen, die nicht in einem Heim leben müssen, sondern gut betreut in einer Wohngemeinschaft zusammenleben können“, stellt Andreas Hoffmann fest.

Die Caritas sei schon länger auf der Suche nach geeigneten Wohnungen gewesen, was sich aber sehr schwierig gestalte. „Jetzt haben wir die Chance, es selbst zu realisieren“, so Hoffmann, der anfügt: „Das ganze Haus wird behinderten- und seniorengerecht und bleibt eine soziale Immobilie.“ Auch der Garten mit dem alten Baumbestand bleibe unangetastet und werde erweitert. Der gepflasterte Hof solle nämlich entsiegelt und ebenfalls zu einer Grünfläche umgestaltet werden.
Nachbarn brauchen sich nicht sorgen
Wohlwissend, dass einige Konstanzer bereits über die Nachnutzung des Marienhauses spekulieren, gibt Andreas Hoffmann Entwarnung: „Für die Nachbarn ergibt sich keine neue Situation“, denn die Umnutzung sei minimal „vom Pflegeheim in soziales Wohnen“.
Auch was den künftigen Umbau anbelange, würden sich die Unannehmlichkeiten einer Baustelle in Grenzen halten, denn „es wird fast ausschließlich im Innern umgebaut“. Wenn der Bauantrag, der nun bei der Stadt Konstanz eingereicht wurde, positiv beschieden werde, könnte nach den Sommerferien 2023 mit den Umbaumaßnahmen begonnen werden, so der vorläufige Zeitplan. Andreas Hoffmann ist optimistisch: „Am 1. Januar 2025 sollte es in Betrieb gehen. Das ist das Plan.“