Sie sind ohne Frage eine besondere Spezies unter den Radolfzeller Fasnachtskapellen: Nicht nur als Spaßcombo mit ureigenem Sound stechen die Radolfzeller Schnooke-Vielharmoniker heraus, sondern auch als etwas andere Formierung. Sie sind kein Verein, sondern ein lockerer Zusammenschluss musikbegeisterter Menschen unterschiedlichen Alters und mit sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen in der Blasmusik.

Geprobt wird in privaten Wohnzimmern und aufgetreten nur dort, wo es allen Spaß macht. „Dass wir mit dieser Leichtigkeit und ohne jegliche Statuten 50 Jahre durchgehalten haben, macht uns schon ein bisschen stolz“, so Peter Zinsmaier. Er ist eines der vier Gründungsmitglieder, die immer noch dabei sind.

Der Entschluss fiel schon 1974

Doch zurück zu den Anfängen: Im Jahr 1974 saß ein kleines Häuflein von Schülern, Wehrdienstleistenden und Studenten zusammen und beschloss, an der Radolfzeller Fasnet aktiv als Gruppe teilzunehmen. Die geistige Geburtsstunde der Schnooke.

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Am Schmotzigen Dunschtig im folgenden Jahr traf sich in etwa die gleiche Gruppe im Gasthaus Kreuz. Nacheinander kamen die Narrenmusik und die „Lady Band“ herein und heizten die Stimmung an. Spontan wurde beschlossen, am Sonntag beim Kinderumzug als Musikgruppe mitzuwirken. Einziges Problem: Fast keiner hatte ein Blasinstrument und es gab wenige, die aus einem ebensolchen auch nur einen Ton herausbringen konnten.

1976: Kurz nach ihrer Gründung waren die Radolfzeller Schnooke-Vielharmoniker als Räuber unterwegs.
1976: Kurz nach ihrer Gründung waren die Radolfzeller Schnooke-Vielharmoniker als Räuber unterwegs. | Bild: Schnooke-Vielharmoniker

Musikalisch war die erste Fasnacht eine Katastrophe

Nach einigen Bierchen, so wird erzählt, löste sich die Gruppe mit dem Auftrag auf, bis Sonntag ein Instrument zu besorgen und mit einem Clownkostüm am Kinderumzug zu erscheinen. Und tatsächlich: Es kam eine spielfähige Gruppe zusammen. „Musikalisch gesehen war die erste Schnooke–Fasnet eine Katastrophe, aber wir kamen beim Publikum gut an“, ist in der Musiker-Chronik zu lesen.

Trotzdem herrschte das ganze folgende Jahr über Funkstille, erst eine Woche vor der Fasnet 1976 meldeten sich alle Mitwirkenden zurück und brachten noch einige Bekannte und Verwandte zum Musikmachen mit. „Bei der Namenssuche einigten wir uns schließlich auf ‚Radolfzeller Schnooke–Vielharmoniker‘, weil wir uns selbst als so lästig einstuften wie die bekannte Schnakenplage am See„, heißt es weiter.

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Im Lauf der Jahre gab es viele neue Mitspieler, andere verabschiedeten sich. Aktuell sind es 15 Musiker, darunter vier Mitspieler aus der Anfangszeit. Manche haben eine solide musikalische Ausbildung und spielen noch in anderen Kapellen, andere haben erst bei den Schnooke ein Instrument erlernt. „Die meisten befinden sich in einem Stadium zwischen diesen beiden Zuständen. Wir können noch gut weitere Musiker gebrauchen“, wirbt der musikalische Leiter Jörg Bender.

Ganz besonderes Kostüm zum Geburtstag

Das Jahr über spielen die Schnooke-Vielharmoniker gelegentlich bei Festen in der Region, bei privaten Anlässen oder an verkaufsoffenen Sonntagen in Radolfzell. Bis auf den Fasnachtssamstag, wo sie traditionell durch Überlingen ziehen, sind die Schnooke-Vielharmoniker an der Fasnacht täglich in Radolfzell unterwegs und nehmen natürlich auch am Radolfzeller Sonntagsumzug teil.

Eine Jubiläumsveranstaltung gibt es nicht. Stattdessen darf man sich zum 50. Geburtstag auf ein ganz besonderes Kostüm freuen, mit dem die Schnooke farbenprächtig ihre Namensgeber in Szene setzen.