Nachdem Radolfzell ein 34 Hektar großes Grundstück auf seiner Gemarkung an der B 34 für einen möglichen Klinikneubau ins Rennen geschickt hat, treten die Städte in Konkurrenz um den besten Standort.

Die Singener Stadtverwaltung hat bereits Ende Mai ein rund zehn Hektar großes Grundstück zwischen Hohenkrähen- und Bruderhofstraße vor der Auffahrt zur Autobahn 81 präsentiert und dort im Juli erste Bodenuntersuchungen durchführen lassen.

Oberbürgermeister haben über dieses Grundstück schon gesprochen

Aus Sicht der Singener Stadtverwaltung käme das von Radolfzell vorgeschlagene Grundstück nicht in Frage, weil es eine Waldfläche ist, so OB Bernd Häusler in einer Stellungnahme. „Mir ist dieses Grundstück bereits bekannt. Herr Gröger hat mir die Fläche bei unserem Gespräch zum Klinikstandort mitgeteilt“, schreibt der OB. „Bereits damals gab ich ihm zu verstehen, dass eine Waldfläche, auch wenn diese vor über 30 Jahren aufgeforstet wurde, für mich nicht als Klinikstandort in Frage kommt“, so Häusler.

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Er denke, er spreche damit auch für den Gemeinderates, zumal diese Fläche auch im Einzugsgebiet des Trinkwasserbrunnens in Böhringen liege. Hier würden Flora und Fauna unwiederbringlich zerstört.

Waldfläche sei der Grund, warum es keinen gemeinsamen Vorschlag dort gab

Das sei zudem der Grund, warum keine gemeinsame Fläche Singen/Radolfzell in diesem Bereich möglich sei. Das Gebiet sei stark bewaldet und solle es auch bleiben, so Häusler. Die Kommunen versuchten, Wald möglichst zu erhalten, da sei das Abholzen einer großen Fläche nicht zeitgemäß. Zumal es alternative Flächen gebe, die hervorragend erreichbar und zentral gelegen seien.

Diese Maßstäbe hätte die Stadt Singen auch bei der Auswahl der eigenen Grundstücke angelegt und Waldflächen eindeutig außen vor gelassen.

Franz Hirschle (CDU): „Angebot ist unseriös“

Ein Stimmungsbild unter Singener Fraktionen zeigt: Die Reaktionen im Singener Gemeinderat auf den Radolfzeller Vorstoß reichen von Unverständnis bis dazu, dass es ein normaler Vorgang sei, dass sich mehrere Kommunen bewerben. „Wir sollten uns jetzt nicht gegenseitig mit immer noch größeren Grundstücken überbieten“, erklärt Franz Hirschle, Fraktionssprecher der CDU im Gemeinderat, auf Nachfrage. 34 Hektar brauche kein Mensch für das neue Klinikum: „Ich finde ein solches Angebot unseriös.“ Man müsse sich vielmehr zeitnah und schnell Gedanken über das medizinische Konzept machen. Ein Neubau ohne Neuausrichtung bringe die Gesundheitsversorgung im Kreis nicht weiter.

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„Grundsätzlich plädiert die CDU-Fraktion für einen Standort mit guter Infrastruktur und kurzen Wegen zu den Zuweisern, den Rettungsdiensten, den bereits bestehenden medizinischen Zentren – und die sind in Singen und nicht in der Prärie“, so Hirschle.

Eberhard Röhm (Grüne): Was ist für den Landkreis die beste Lösung?

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Eberhard Röhm spricht sich dafür aus, nachvollziehbare Entscheidungskriterien zu erarbeiten und die Grundstücke danach zu bewerten. Entscheidend sei, was für den ganzen Landkreis das Beste sei. Dabei werde die Erreichbarkeit eine entscheidende Rolle spielen, denn „auch Tengen braucht eine vernünftige Anbindung“, erklärte Röhm. Am Ende müsse dann der Kreistag entscheiden, welches der bessere Standort für den Kreis sei.

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Jeder Kommune sei es selbst überlassen, einen Vorschlag für einen Standort einzubringen. Für den Singener Vorschlag spreche, dass es kein Waldgrundstück sei, das gerodet werden müsse.

Walafried Schrott (SPD): Normaler Wettbewerb der Städte

Auch Walafried Schrott, Vorsitzender der SPD-Fraktion, sieht es als einen „normalen Vorgang und Wettbewerb“ an, dass Radolfzell sich mit einem Grundstück bewirbt. „Jetzt wird es Aufgabe des Landkreises sein, anhand von Kriterien zu entscheiden, welches Grundstück geeignet ist“, sagte Schrott. Es solle zügig eine Kommission gebildet werden, die die Kriterien erarbeite.

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Ein entscheidender Punkt sei für ihn die Erreichbarkeit zu allen Teilen des Landkreises und die Anbindung an den ÖPNV. Auch eine Sanierung des bestehenden Singener Krankenhauses müsse geprüft werden.

Kirsten Brößke (FDP): Krankenhaus gehört nach Singen

FDP-Fraktionsvorsitzende Kirsten Brößke findet es grundsätzlich nicht gut, dass jetzt ein Konkurrenzkampf zwischen den Städten entsteht. Ihre Meinung ist und bleibt: Das Krankenhaus gehört nach Singen. „Wenn das Krankenhaus nicht in Singen ist, wird der westliche Hegau komplett abgehängt“, sagt sie. Sie argumentiert auch mit den gewachsenen Strukturen des Hegau-Klinikums, zum Beispiel beim ehrenamtlichen Engagement. Das Hegau-Klinikum sei außerdem medizinisch und fachlich gut aufgestellt. Das gelte es zu erhalten.

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Sie sei für einen Neubau, zum einen, weil es dafür jetzt eine Förderung gebe, zum anderen weil man so eine effektive Lösung zum Wohl der Patienten und des Klinikpersonals schaffen könne.