Was heute Alltag ist, klang vor wenigen Jahren, ja sogar noch vor ein paar Monaten, wie Science-Fiction. Doch dann griff das Corona-Virus weltweit um sich und änderte alles. Nun sagt das kleine Start-Up Laphtec aus Stockach, mittlerweile mit Sitz in Radolfzell, dem Virus den Kampf an. Und das mit einer Lösung, die selbst ein wenig nach Fiktion klingt.

Mobiles Lüftersystem gegen Corona

Es handelt sich dabei um ein Lüftersystem, das mithilfe von Lasern alle Arten von Viren und Bakterien neutralisiert. „Es ist ein Hybrid-Lüftungsgerät, das man wie eine Art mobile Klimaanlage in jeden Raum stellen kann“, sagt Lapthec-Mitbegründer Thomas Maier.

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Dabei wird die Raumluft über einen Ventilator in das mit Strom betriebene Gerät gesaugt. Innerhalb des Lüfters erzeugt ein zweiter Ventilator einen kontrollierten Zyklon beziehungsweise einen Wirbel, der die Luft zentriert. Diese wird dann von allen Seiten mit Lasern bestrahlt. Aerosole sollen dadurch verdampfen und Viren und Bakterien neutralisiert werden.

Sensoren überwachen die Raumluft und melden, wenn dem Raum wieder Frischluft zugeführt werden sollte. Je nach Raumgröße wird die Luft kontinuierlich von Viren und Bakterien gesäubert und über einen dritten Lüfter im Boden des Systems wieder in die Raumluft zurück gespeist.

Erster Prototyp entstand im Keller

Auf die Idee für das Lüftersystem kam der Stockacher Hooman Khajhnouri. Er hat Lasertechnik in Deutschland studiert und auch in diesem Bereich gearbeitet. Doch aufgrund der Corona-Pandemie musste er sich beruflich umorientieren. Es folgte der erste Prototyp für das System, an dem er in seinem Keller tüftelte.

Dann lernten sich Thomas Maier und Hooman Khajhnouri kennen. „Unsere Töchter sind miteinander befreundet“, sagt Thomas Maier gegenüber dem SÜDKURIER. „Als meine Tochter einmal dort übernachtete, und ich sie am nächsten Tag abholte, kam ich mit Hooman bei einem Kaffee ins Gespräch über unsere Situation.“

Ein Hauch von Silicon Valley

Thomas Maier hatte sich aufgrund der Pandemie im Bereich Vertrieb und Projektmanagement selbstständig gemacht. Hooman Khajhnouri hatte Thomas Maier daraufhin in seinen Keller geführt und ihm das Lüftungssystem gezeigt. „Ich habe mich ein bisschen gefühlt wie im Silicon Valley„, sagt Thomas Mauer und lacht. Zusammen gründeten die beiden im Sommer 2020 das Start-Up Laphtec.

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Der Grundgedanke kam laut Thomas Maier zwar durch die Pandemie, anfangs wusste man jedoch nicht viel über das Virus. Zuerst war deshalb geplant, eine Gerät zu entwickeln, um Oberflächen aller Art zu desinfizieren. Nach und nach wurde jedoch klar, dass die größere Gefahr für eine Covid-Infektion von den Aerosolen in der Luft ausgehen.

Nun steht die Firma davor, am Ende des Monats den zweiten Prototypen fertig zu stellen. Dieser verfügt über ein Touchdisplay zur Bedienung und mehr Sensoren, beispielsweise um den CO2-Gehalt in der Raumluft zu registrieren und bei zu hoher Konzentration dazu zu raten, ein Fenster zu öffnen.

Geht das Produkt in Serie?

Die Validierung des zweiten Prototyps entscheidet über dessen Tauglichkeit. Diese wird von einer akkreditieren Stelle durch ein Prüflabor geprüft. „Wir stehen bereits mit Universitäten und der Expertengruppe Aerosole des Landes im Austausch“, so Maier. Sofern tauglich, könnte das Lüftungssystem in Serienproduktion gehen. Für die Laserquellen und die Blechteile habe man bereits verschiedene Zulieferer gefunden. Für die Montage benötige man pro Gerät etwa drei Stunden.

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Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg fördert die Idee bereits mit Zuschüssen, ebenso wie die Stadt Radolfzell, die die Räumlichkeiten, in denen sich Laphtec seit Anfang des Jahres befindet, ebenfalls bezuschusst. Ob der Laserfilter bald in Serienproduktion gehen kann, wird sich in naher Zukunft zeigen.