So ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Auszählung hat der CDU-Fraktionsvorsitzende Christof Faller noch nie erlebt. Und die Zahlen? Da muss man sich erst mal gewöhnen an den unteren Zweierbereich. Die Unzufriedenheit sei groß gewesen, weiß er aus dem Bekanntenkreis. Das Tableau der zur Wahl stehenden Kandidaten sei generell als zu dürftig befunden worden.

Große Koalition hat vieles nicht umgesetzt

Die Große Koalition habe ihre Chance gehabt, etwas zu bewegen, habe aber vieles nicht umgesetzt, kritisiert der 60-jährige Landwirt. Zuletzt sei es nichts geworden mit einem neuen Wahlgesetz. Jetzt drohe ein übergroßer Bundestag, in dem es seiner Ansicht nach an Menschen fehlen wird, die aus der Wirtschaft kommen.

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Der Verlust von 11,2 Prozentpunkten bei den Zweitstimmen sei unerfreulich, entspreche aber dem Bundestrend. Mit einem Zuwachs von 3,4 Prozentpunkten sei die FDP der Sieger im bürgerlichen Lager. Sie bringe sich für eine Koalition in Position. Klar sei, dass die Menschen keine Große Koalition mehr möchten.

Als Einheit die Trendwende geschafft

„Ich bin total stolz, dass wir als Einheit die Trendwende geschafft haben“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende im Hüfinger Gemeinderat, Kerstin Skodell. Viele, insbesondere auch ältere Wähler, hätten sich auf eine Partei besonnen, die Ruhe und Werte ausstrahle. Die neue Bundesregierung dürfe keinesfalls durch eine Große Koalition bestimmt werden. „Sonst geht die SPD unter“, sagte die 59 Jahre alte Podologin.

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„Mit fast vier Prozent Zuwachs in Hüfingen können wir uns sehen lassen“, so Skodell. Auch Derya Türk-Nachbaur habe dazu beigetragen. Obwohl sie in einer schwarzen Gegend ein neues Gesicht sei. Die Parteikollegin habe einen klasse Wahlkampf gemacht und alles angesprochen, „um was es geht“. Und vielleicht müsse man auch erst noch lernen, mit der direkten Art der Kandidatin umzugehen.

Nur die Abstände haben sich verschoben

„Die Reihenfolge ist dieselbe wie 2017. Nur die Abstände haben sich verschoben“, sagte Bürgermeister Michael Kollmeier zur Erststimmenauswertung. Wichtig sei ihm, dass die AfD mit einem Verlust von 0,5 Prozentpunkten und die Linke mit einem Verlust von 3,2 Prozentpunkten keine Rolle spielten. Im Bund sei es keine Überraschung, wenn die SPD die Nase vorne haben könnte. Deren Schlussspurt sei vor Monaten nicht erwartbar gewesen.

Dünne Alternative auf der bürgerlichen Seite

Sehr zufrieden zeigte sich Adolf Baumann, Sprecher der FDP/FW/UWV-Fraktion. „In meinen 46 Jahren in der Kommunalpolitik habe ich schon schlechtere Abende erlebt.“ Das Plus von 3,4 Prozentpunkten bei den Zweitstimmen spiegle die gute FDP-Arbeit am Ratstisch wider. Klar habe die FDP davon profitiert, dass „die Alternative auf der bürgerlichen Seite dünn war“.

Aber auch die Person von Marcel Klinge habe aufs Konto eingezahlt. Das Ergebnis im Bund – vor der AfD und in geringem Abstand zu den Grünen – baue die FDP zu einem interessanten Koalitionspartner auf, so der 75-jährige Rentner.