Christian Fritz ist 36 Jahre alt. Er kommt aus Schwenningen und arbeitet in der Automobil-Zuliefererbranche. Das macht ihm Spaß. Sein Traum aber ist ein anderer. Und den erfüllt er sich gerade – auch mithilfe der Gründergarage der Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar-Heuberg (IHK).
„Ich habe schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht, mir meinen Kindheitstraum zu erfüllen“, sagt Fritz im SÜDKURIER-Gespräch, „ich möchte meinen eigenen Escape Room in Schwenningen eröffnen. Ich habe schon in Polen, Hamburg, Freiburg, Immendingen und Balingen gespielt.“ In einem Escape Room werden Menschen in einem Raum eingeschlossen. In diesem befinden sich zahlreiche Rätsel, die gelöst werden müssen. Am Ende, sollte man erfolgreich sein, gibt es als Belohnung den Schlüssel, der aus dem Raum wieder herausführt.
„Endgültig dafür entschieden, mir nebenberuflich ein eigenes Unternehmen aufzubauen, habe ich mich Ende 2019“, erzählt Fritz. Damit eröffneten sich aber eine Menge Fragen: „Welche Unternehmensform wähle ich? Welche Anträge muss ich stellen? Und was ist eine Kleinunternehmerregelung? Je mehr Informationen ich über das Gründen eines Unternehmens sammelte, desto mehr Fragen taten sich auf“, so der Schwenninger. Zeitweise hatte er richtig Angst, Fehler zu machen. Und: „Je mehr lästige Themen hinzukamen, desto mehr habe ich darüber nachgedacht, mein Vorhaben wieder aufzugeben. Ich fragte mich bei jedem Dokument, das ich ausfüllen musste, wo ich da nur reingeraten war.“
Eine hohe Hürde für Fritz etwa war der Bauantrag, den er bei der Stadt einreichen musste: „Ich war am Anfang total blauäugig. Ich dachte, ich baue den Raum, mache meine Rätsel und gut ist.“ So einfach, das merkte der Gründer schnell, ist es aber nicht. Er sagt: „Man muss Nutzungsflächen definieren. Und der Brandschutz ist das Wichtigste. Das ist kompliziert, aber enorm wichtig, um im Notfall Mitarbeiter und Kunden schützen zu können.“
Der Schwenninger hielt trotz aller zwischenzeitlicher Zweifel aber dennoch an seinem Kindheitstraum fest – auch, weil er vor einigen Wochen Teil der IHK-Gründergarage wurde. „Manchmal geht es einem so schlecht, dass man alles hinschmeißen will. Da hilft die Gründergarage sehr“, sagt Fritz. Von der erfuhr er im August über einen Infozettel: „Ich bin dann zu einer Veranstaltung und habe mich über das Projekt informiert. Dabei merkte ich, dass das genau das ist, was ich brauche. Also habe ich schnell eine Bewerbung abgeschickt und wurde letztlich genommen“, erzählt Fritz.
Seit dem Start der Gründergarage am 8. Oktober ist der 36-Jährige einer von 16 Unternehmensgründern. Das Projekt soll Menschen, die ein eigenes Unternehmen aufbauen, den Start erleichtern. „Das hätte ich schon vor einem Jahr gebraucht“, sagt Fritz und lacht. Alle Probleme, die der Firmengründer bislang auf seinem Weg zum fertigen Escape Room hatte, seien Teil der Gründergarage.
„In den vergangenen Tagen ging es beispielsweise um Förderoptionen, die ich habe. Das ist derzeit für mich zwar noch kein konkretes Thema. Es ist aber gut zu wissen, welches von den 13.000 möglichen Förderprogrammen für mich infrage kommen könnte“, sagt der Schwenninger.
Kontakte knüpfen
Bei der Wahl der Unternehmensform hat ihn die IHK bestätigt, beim Businessplan, den er geistig im Kopf hat, war es gut, dass er in der Gründergarage Neues lernen konnte: „Ich habe gemerkt, dass es riskant gewesen wäre, hätte ich so weitergemacht. Ich habe den finanziellen Teil des Plans nun neu aufgearbeitet und habe dafür auch schon Kontakt zum Technologiezentrum St. Georgen aufgebaut“, erzählt Fritz. Das Zentrum hilft beim Businessplan, der Strategie und dem Konzept. Es gibt aber auch noch andere Partner, die die IHK den Gründern für diesen und anderen Bereiche vermitteln kann.
„Einer der größten Vorteile, die die Gründergarage bietet, ist es, an Ansprechpartner zu gelangen“, sagt Fritz. Die IHK biete Möglichkeiten, die Firmenchefs am Anfang einfach nicht haben. „Außerdem kann man sich bei den Treffen mit den anderen Gründern austauschen und gegenseitig von sich lernen“, ergänzt der Escape-Room-Besitzer sichtlich begeistert. Ohne Gründergarage, so ergänzt er, wäre er auf jeden Fall einige Schritte hinterher.
Die IHK freut es, dass das neue Projekt gut ankommt: „Wir sind sehr froh, dass sich die Gründer auch branchenübergreifend austauschen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass es ein solches Programm in der Region braucht“, sagt Marlene Roming, Projektleiterin der Gründergarage.
Fritz' Plan ist es, seinen Escape Room im März oder April zu eröffnen. Weitere Standorte in anderen Städten hat er nicht geplant. Eine Vergrößerung des Standorts um weitere Räume sei aber durchaus denkbar. Auch möglich ist es, dass Fritz der Gründergarage auch künftig erhalten bleibt: „Eventuell werde ich ja Pate für neue Gründer. Klar ist, ich bin dankbar und möchte etwas zurückgeben.“