Der Winter naht mit großen Schritten – und damit die hohe Zeit der Viren und Bakterien, die wieder überall für triefende Nasen, schmerzende Hälse und bellenden Husten sorgen werden. Doch wie gut gerüstet ist die Region für den Kampf gegen die unsichtbaren Übeltäter? Droht etwa wieder ein Engpass bei Antibiotika, Fiebersäften und Co.?

Simon-Peter Skopek ist Inhaber von drei Apotheken in Königsfeld, Niedereschach und Schramberg-Sulgen und weiß sehr genau, wo es gerade eng ist auf dem Medikamenten-Markt – und damit auch in seinen Regalen. Denn Engpässe, die gebe es leider nach wie vor, sagt er.

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Zunächst aber die gute Nachricht vorweg: Fieber- und Antibiotikasäfte für Kinder, die in der Vergangenheit teils fast verzweifelt gesucht waren, sollten in diesem Winter nicht für Sorgenfalten bei Eltern sorgen. Hier habe sich die Situation deutlich verbessert, sagt Simon-Peter Skopek. Jedoch: „Die Spitze müssen wir noch abwarten.“

Antibiotika sind die Problemkinder

Immer wieder Probleme machen jedoch Antibiotika. „Das erstreckt sich über viele Wirkstoffe, mal ist das eine nicht lieferbar, mal das andere“, so der Apotheker. Derzeit sei hier vor allem Doxycyclin knapp, ein Mittel, das unter anderem zur Behandlung der Borreliose nach Zeckenstichen nötig ist.

Simon-Peter, Apotheker von der Schwarzwald-Apotheke in Königsfeld, machen fehlende Medikamente immer wieder Sorgen.
Simon-Peter, Apotheker von der Schwarzwald-Apotheke in Königsfeld, machen fehlende Medikamente immer wieder Sorgen. | Bild: Burger, Tatjana

Doxycyclin wird zudem bei Mykoplasmen-Infektionen eingesetzt. Die Zahl der durch den Erreger ausgelösten Lungenentzündungen nehmen derzeit deutschlandweit stark zu. Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis? „Da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist, haben wir keine verlässlichen Zahlen“, sagt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes. Auch die Apotheker in der Region haben hier bislang noch keine außergewöhnliche Entwicklung beobachtet. Jedoch, im Falle des Falles: Neben Doxycyclin gebe es hier noch andere wirksame Antibiotika, die auch lieferbar sind, so Simon-Peter Skopek.

Doch die Apotheker-Sorgenfalten sind dennoch tief genug. „Massive Lieferschwierigkeiten“ gibt es seit Anfang des Jahres nach Auskunft von Skopek ebenfalls bei antibiotischen Augensalben. „Seit rund sechs Monaten sind wir hier komplett blank“, erzählt er. Auch Notfallsprays für Asthmatiker sowie Insuline, die inzwischen von Influencern als Abnehmspritzen gehypt werden, seien extrem knapp. „Die Liste wird gefühlt täglich länger“, klagt der Apotheker.

Christoph Behrendt, Inhaber von drei Villinger Apotheken, kann viele verschreibungspflichtige Medikamente gar nicht oder nur mit viel ...
Christoph Behrendt, Inhaber von drei Villinger Apotheken, kann viele verschreibungspflichtige Medikamente gar nicht oder nur mit viel Aufwand bekommen. Unser Bild stammt von Juni 2020. | Bild: Fröhlich, Jens

„Es sieht nicht gut aus“, sagt auch sein Kollege Christoph Behrendt, Inhaber von drei Villinger Apotheken. Viele verschreibungspflichtige Arzneimittel kann er derzeit nicht oder nur mit sehr großem Aufwand bekommen, wie er erzählt. Während Penicilline im Moment kein Problem darstellen, sei die Lage vor allem bei Reserve-Antibiotika deutlich schwieriger.

Etwas positiver blickt Bernhard Lobmeier von der Rathaus-Apotheke in St. Georgen in die Zukunft. „Die ganz großen Lieferengpässe bleiben im Moment aus“, berichtet er aus seiner täglichen Erfahrung.

Apotheker Bernhard Lobmeier aus St. Georgen, hier im Februar, hat sich auch für den kommenden Winter einen schönen Vorrat an ...
Apotheker Bernhard Lobmeier aus St. Georgen, hier im Februar, hat sich auch für den kommenden Winter einen schönen Vorrat an Medikamenten angelegt. Unser Bild stammt von Februar 2024. | Bild: Sprich, Roland

Ob das so bleibt? Laut Lobmeier schlagen die Experten bereits wieder Alarm, dass es in den kommenden Monaten bei Antibiotika, Grippe- und Erkältungsmitteln knapp werden könnte. Zudem gebe es derzeit sehr viele Kranke. „Wir merken aber bislang nichts von Engpässen“, sagt der Bergstädter.

Das Lager ist gut gefüllt

Ohnehin habe er in den vergangenen Wochen und Monaten seine Lagerbestände stark aufgestockt. „Wir sind so bevorratet, dass es uns nicht tangieren sollte“, beruhigt Bernhard Lobmeier. Der Apotheker mahnt daher Eltern, aber auch andere Patienten, zuhause keine Lager von Fiebersäften oder anderen Erkältungsarzneien anzulegen.

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