„Grabraub – Spurensuche durch die Jahrtausende“ lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im Villinger Franziskanermuseum, die am Freitagabend, 4. April, eröffnet wird. Bis zum 6. Juli können die Besucher in einer Zeitreise rund um die Welt viel über das Thema Grabraub sehen und erfahren.
Dabei steht nicht das eigene keltische Fürstengrab vom Villinger Magdalenenberg im Vordergrund, welches ja bereits in der keltischen Zeit geplündert wurde und im Franziskanermuseum seit langem zu sehen ist. Es gab vielmehr den Anstoß, rund um dieses außergewöhnliche Grab eine Sonderausstellung rund um das Thema zu machen.
Jüngste Erkenntnisse zum Magdalenenberg
Getrieben wird das Ausstellungsprojekt auch durch neue Erkenntnisse aus der Forschung an Grabstellen in aller Welt. So weiß man inzwischen durch DNA-Untersuchungen, dass der Fürst aus dem Magdalenenberggrab Verwandte nicht nur an seinem Bestattungsort, sondern auch weit über die Region hinaus hatte. Und das vor allem durch die Vererbung der DNA in der weiblichen Linie dieser Fürstendynastie.
Warum aber auf dem Magdalenenberg nur das Hauptgrab geplündert wurde, die 126 Nachbestattungen daneben aber unversehrt blieben, kann die moderne Wissenschaft bisher nicht schlüssig beantworten. Schriftliche Aufzeichnungen gab es ja erst viel später.
Für Projektleiter und Kurator Peter Graßmann war dies alles ein entscheidender Impuls, sich generell wissenschaftlich mit dem Thema Grabraub zu beschäftigen und eine Sonderausstellung zu konzipieren.
Nicht nur die Gier nach Gold
Wie die Ausstellung zeigt, geht es dabei nicht immer um die Gier nach Gold. Auch Rituale und politische Motive können hinter den Eingriffen stehen. So folgen in der Ausstellung Archäologen, Historiker und Ermittler den Spuren der Grabräuber. Und das von Ägypten und China über Australien bis Südamerika. Antike Schriftquellen, ethnologische Beobachtungen und archäologische Befunde treffen in dieser Ausstellung aufeinander.

Ermöglicht wird die Ausstellung erst durch viele Leihgaben renommierter Museen, wissenschaftlicher und privater Sammlungen aus ganz Deutschland. Neben einigen Repliken finden sich auch absolute Highlights darunter. Unter anderen eine der ersten originalen Totenmasken von Friedrich Schiller oder ein Kanopenkasten aus dem alten Ägypten. Zudem sind Grabbeigaben zu sehen, etwa die älteste Reiterdarstellung Baden-Württembergs, der Unlinger Reiter.
Warum Schliemann heute umstritten ist
Ebenso gezeigt und thematisiert werden die berühmten Ausgrabungen von Heinrich Schliemann, von Troja bis Mykene, die ja allesamt bis in die jüngste Zeit immer wieder umstritten waren und viel Anlass zu diversen Rechtsstreitigkeiten gaben. Vor allem, weil Schliemann seinerzeit besonders viel Gold und Silber in den Gräbern gefunden hatte.

Besucherinformationen
Ist der Filmheld ein seriöser Archäologe?
Was viele eher nicht erwarten würden: Auch eine lebensgroße Figur des berühmten Filmhelden Indiana Jones ist zu sehen. In seinen Filmen geht es ja auch um Grabraub.
Und die Frage blieb stets: War Indiana Jones – gespielt von Harrison Ford – ein wissenschaftlich arbeitender Archäologe, wie er immer vorgab, oder auch nur ein gieriger Grabräuber? Auch wenn seine Geschichten immer nur fiktiv waren, lässt sich diese Grundsatzfrage an seinem Beispiel immer wieder auch mit Blick auf echte Gräber-Fundstellen erörtern.

Selbst das Thema Handel mit legal erworbenen und räuberisch beschafften Fundstücken wird aufgeworfen. Als Anschauungsbeispiel zeigt die Ausstellung Fundstücke, die aus einer Ausgrabung unter einer Pizzeria stammen. Diese Artefakte wurden vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg beschlagnahmt und nun vor ihrer Rücküberstellung nach Italien dem Franziskanermuseum als Kurzleihgabe zur Verfügung gestellt.
Ergänzt wird die Ausstellung durch audiovisuelle Darstellungen, die zum Teil auch interaktiv von den Besuchern gesteuert werden können, um noch tiefer in die Materie eintauchen zu können.
Ferner gibt es ein Begleitbuch für alle, die sich noch tiefer in das Thema einarbeiten möchten. Passend eingebunden ist die Sonderausstellung auch in den Keltentag im Franziskaner, am Sonntag, 4. Mai.
Aufwendige Vorbereitungen dauerten ein Jahr
Ein Jahr aufwendiger Vorbereitungen und komplizierter vertraglicher Abstimmungen für die vielen Leihgaben liegen hinter dem Organisationsteam. Das Ergebnis ist mehr als sehenswert und ein weiteres Highlight im Zyklus der Sonderausstellungen im Franziskanermuseum.
„Das ist sicherlich die erste und bisher einzige Ausstellung in dieser Art“, ist sich Kurator Peter Graßmann sicher und erwartet daher auch viel Publikum mit einer etwas weiteren Anreise. Und mit einem weiteren Mythos will das Team um Museumsleiterin Anita Auer bei der Gelegenheit augenzwinkernd auch gleich noch aufräumen: „Den Fluch der Mumie“ gibt es nicht – diese Ausstellung werden alle Besucher des Franziskanermuseums lebend wieder verlassen.