Richtig frohlockt wurde vor allem bei der Villinger Wahlparty der SPD. Natürlich hat das zunächst vor allem mit dem Bundesergebnis zu tun. Doch auch in Villingen-Schwenningen müssen sich die Sozialdemokraten nicht mehr verstecken. Lange Zeit liefert sich die SPD hier mit der CDU bei den Zweitstimmen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei den Erststimmen liegt CDU-Kandidat Thorsten Frei gegenüber Derya Türk-Nachbaur schon früh in Front. Für die Christdemokraten muss das trotz des Gewinns dennoch ein Alarmsignal sein: zunächst bei den Landtagswahlen den Wahlkreis von Erwin Teufel verloren, nun erneute Verluste bei der Bundestagswahl. Dabei verlor die CDU hier bereits 2017 heftig.
Interessant ist: Die Differenz zwischen Erst- und Zweitstimmen bei Frei klafft immer weiter auseinander und wird nun höher, als sie es früher war. Das heißt vor allem eines: Das persönliche Auftreten von Thorsten Frei überzeugt die Wähler noch, das seiner Christdemokraten aber nicht mehr so viele Bürger. Das wird Frei wenig trösten, heißt aber für die Partei vor allem, dass sie politisch überzeugende Köpfe gewinnen und sich so von der Basis erneuern muss.
Mit Blick auf die Doppelstadt kann sich definitiv Marcel Klinge freuen. Der Villingen-Schwenninger holt hier mit seinen Liberalen das drittbeste Ergebnis, damit überrundet er Grüne und AfD und sorgt damit für eine faustdicke Überraschung. Die Wähler haben ganz offensichtlich seine engagierte Arbeit honoriert, obgleich er nur mit einem Wunder den erneuten Sprung in den Bundestag schafft. Immerhin ist sein politisches Talent nicht verloren, sitzt er doch nach wie vor im VS-Gemeinderat.
Nicht triumphieren können jedoch die Grünen. Sie nutzen die Steilvorlage ihrer Landtagsabgeordneten Martina Braun nicht und auch die Demonstration der Friday-For-Future-Bewegung, deren Anliegen vor allem ihnen zugutekommen müsste, verpufft. Ketzerisch könnte man sagen, dass der Klimawandel eben noch nicht im Schwarzwald angekommen ist. Vielleicht überzeugte auch nicht alle, dass mit Thomas Bleile ein Gewerkschaftler angetreten ist. Bei der Wahlparty der Grünen sind einige Junge dabei, für die Partei sicherlich ein Hoffnungszeichen.