In Villingen und Schwenningen sind am Sonntag weitere Stolpersteine verlegt worden. Die 22 neuen Stolpersteine, jeweils elf in beiden Stadtteilen, wurden von dem Berliner Künstler und Stolpersteine-Initiator Gunter Demnig persönlich verlegt. Erstmals wird nun auch auf diese Weise an Einwohner der Stadt erinnert, die als Opfer des Naziregimes ermordet wurden.
Für Angehörige dieser Menschen sind die zehn mal zehn Zentimeter großen Steine mit den in eine Messingplatte eingravierten Namen mit Geburts- und Sterbedatum Gedenkstätten. Und oft die einzige Erinnerung an ihre Verwandten, die dem Holocaust im Dritten Reich zum Opfer fielen. Und deren Schicksale auch fast 80 Jahre danach nicht in Vergessenheit geraten sollen, nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Denn hinter jedem dieser Namen stehen unvorstellbar grausame Schicksale, die die Nazis diesen Menschen und ihren Familien angetan haben.

Einer dieser eingravierten Namen lautet auf Ewald Huth. Er war ab 1921 Organist und Chorleiter am Villinger Münster und wurde am 1. November 1944 in Stuttgart hingerichtet, weil er öffentlich und unerschrocken vor den Gefahren des Nationalsozialismus warnte.
Sein Stolperstein wurde vor seinem letzten Wohnsitz in der Kanzleigasse 8 verlegt. Dort versammelten sich 70 Bürger, die die kleine Zeremonie unter musikalischer Begleitung von Sängerinnen und Sängern des „Capella Nova“-Chors unter Leitung von Roman Laub.

Christian Keller, ehemaliger Dekan, verlas die Vita von Ewald Huth, während der Künstler den Stein vor dem Haus in der Kanzleigasse 8 ins Pflaster einließ.

Ein weiterer Stolperstein wurde für Josef Heid in der Kirnacherstraße 26 verlegt. Heid kam Anfang der 1920er Jahre als Revisionsinspektor zum Bezirksamt nach Villingen. Er war SPD-Mitglied und zeitweise Vorsitzender des Villinger Ortsverbandes und Kreisrat und von 1929 bis 1933 auch Mitglied im badischen Landtag. Ins Visier der Nazis geriet Josef Haid aufgrund seiner politischen Tätigkeit. Er wurde am 21. Dezember 1944 im KZ Dachau ermordet.

Weitere Stolpersteine, die am Sonntag in Villingen verlegt wurden, erinnern an die Familie von Berthold Haberer (ermordet 1942 in Gurs, Ehefrau Georgine ermordet 1942 in Auschwitz) und Familie Lina Zaitschek (gestorben 1942 in Theresienstadt).
SPD-Mann plant Widerstandszelle
Erstmals wurden auch im Stadtteil Schwenningen Stolpersteine verlegt. Einer von ihnen erinnert an Karl Schäfer. Er wurde 1938 wegen „Hochverrats“ von der Gestapo festgenommen, weil er Widerstand gegen das Nazi-Regime leistete. So verteilte Schäfer Anti-Nazi-Flugblätter, die er aus der Schweiz bezog, in seiner Fahrradwerkstatt an seine alten SPD-Genossen. Auch schien er offensichtlich im Begriff, eine Art Widerstandszelle aufzubauen.
Schon 1933 stellte sich Karl Schäfer als damaliger SPD-Stadtrat zusammen mit vier weiteren SPD-Ratskollegen dem Antrag entgegen, Adolf Hitler zum Ehrenbürger von Schwenningen zu machen. Nach seiner Festnahme 1938 landete Karl Schäfer im KZ Welzheim, wo er nach schwerer Misshandlung am 8. Juni starb. Er wurde nicht einmal 50 Jahre alt.
Weitere Stolpersteine in Schwenningen wurden verlegt im Gedenken an Margarethe Sterneck (gestorben 1945 in Schwenningen), Familie Max Bikart, Familie Jakob Katz und Anna Marie Schlenker (ermordet 1940 in Grafeneck).