Eishockey: Es sind erschreckende Zahlen, die in der vorläufigen Saisonbilanz der Schwenninger Wild Wings zu Buche stehen. Mickrige acht Siege haben die Schwäne nach regulärer Spielzeit eingefahren, in 38 Partien wohlgemerkt. Dazu kommen drei weitere Erfolge nach Verlängerung. Dem stehen 23 Niederlagen gegenüber.
Schlusslicht trotz Vorschusslorbeeren und Euphorie
Macht unter dem Strich 34 Punkte und einen Schnitt von nicht mal einem Punkt pro Spiel sowie 17 Zählern Rückstand auf Platz zehn, der für eine Teilnahme an den Playoffs berechtigen würde. Bei noch 14 ausstehenden Spielen und dem bisherigen Punkteschnitt gibt es kaum noch etwas schönzureden. Die Wild Wings werden die Playoffs erneut verpassen.
Noch schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass die Schwaben die Saison womöglich erneut als Schlusslicht beenden werden – zum vierten Mal seit ihrer Rückkehr in die Deutsche Eishockey Liga. Ein Desaster, wenn man die Vorschusslorbeeren und Euphorie vor dem Saisonstart berücksichtigt.
Für eine ganzheitliche Analyse ist es noch etwas früh, doch werden sich die Verantwortlichen intensiv Gedanken machen müssen. Trotz höherem Budget, namhaften Neuverpflichtungen und einem erneuten Trainerwechsel schafften es die Wild Wings nicht, den Rückstand auf die DEL-Konkurrenz zu verringern. Auch in der letzten Saison hatte man am Ende nur zehn Siege nach 60 Minuten auf dem Konto, der Abstand zum Vorletzten betrug sieben Punkte.
Seit der Rückkehr der Schwarzwälder 2013 ins Oberhaus lesen sich die Platzierungen wie folgt: Vorletzter, Letzter, Letzter, Zwölfter, Zehnter (Playoff-Teilnahme), Letzter. Dazu ist mit Niklas Sundblad bereits der sechste Trainer in der siebten Saison unter Vertrag. Ein Erfolgsrezept hat man am Neckar offenbar noch nicht gefunden. Lange haben die Wild Wings nicht mehr Zeit, sportlich endlich die Kurve zu kriegen. Schließlich wird in der kommenden Saison der Auf- und Abstieg wieder eingeführt.
Die Spielzeit 2019/2020 ist noch nicht zu Ende, doch eines steht jetzt schon fest: Es werden harte Wochen für Mannschaft und Fans. „Wir tun im Augenblick gut daran, nicht auf die Tabelle zu schauen“, sagte Benedikt Brückner nach dem Null-Punkte-Wochenende mit den Niederlagen in Iserlohn (1:3) und gegen Berlin (3:5). „Wir sollten uns in den nächsten Wochen darauf konzentrieren, so gut wie möglich zu spielen. Das ist jetzt wohl der richtige Ansatz, egal was passiert, egal was ist. Wir müssen in jeder Partie unser Spiel komplett durchziehen und dann schauen wir weiter.“
Der Verteidiger spielt bereits seine fünfte Saison in Schwenningen und hat somit sämtliche Tiefen und die wenigen Höhen mitgemacht. Brückner würde gerne eine weitere Saison bleiben. „Wir werden miteinander reden und dann sehen, wohin die Gespräche führen“, beschreibt er den aktuellen Stand der Dinge. Die Chancen, dass der 30-Jährige bleibt, stehen gut. Ein solider deutscher Verteidiger mit 29 Länderspielen und einem ziemlich fehlerfreien Spiel dürfte ohnehin schwer zu ersetzen sein, zumal der deutsche Spielermarkt immer dünner zu werden scheint.
Diese Entwicklung dürfte gerade die weniger finanzkräftigen Klubs zum Umdenken zwingen. Sieht man sich die vierte Sturmreihe der Wild Wings an, zeigt sich, dass man durchaus auch mal mutig auf die Jugend setzen kann. Boaz Bassen (20 Jahre), Cedric Schiemenz (20) und Daniel Pfaffengut (23) machen im Augenblick mehr richtig als einige ältere Teamkollegen.
Auch für Simon Danner ist derzeit und wohl auch in der kommenden Saison kein Platz in der Mannschaft. Eine bittere Erkenntnis für den 33-Jährigen, der sich nach sechsmonatiger Verletzungspause dem Schwenninger Publikum unbedingt noch mal zeigen will. Momentan hat er dazu kaum Gelegenheit, denn am Wochenende stand Danner nicht im Kader der Wild Wings. „Er trainiert gut, aber die anderen Spieler sind besser“, begründet Trainer Niklas Sundblad seine Entscheidung, auf seinen Assistenz-Kapitän zu verzichten. „Ich muss die Entscheidung respektieren, aber glücklich bin ich damit sicher nicht“, gibt Danner Einblick in seine Gefühlswelt. Immerhin hält der Stürmer schon seit mehr als fünf Jahren für Schwenningen seine Knochen hin. Derart kalt abserviert zu werden, hätte einen bitteren Beigeschmack und weckt Erinnerungen an den unwürdigen Abschied von Sascha Goc, dessen jähes Karriere-Ende vor exakt drei Jahren in Schwenningen von den Medien verkündet wurde und nicht vom Verein.
Zumindest eine Zahl gestaltet sich in dieser Saison bislang positiv – die der Zuschauer. Bei der 3:5-Niederlage am Sonntag gegen die Eisbären Berlin strömten 3922 Fans in die Helios-Arena und kamen dem bisherigen Durchschnitt von 4095 Besuchern pro Heimspiel sehr nahe. Angesichts der Tabellensituation ist dies alles andere als selbstverständlich.