Fußball-Oberliga: Die erste Begegnung nach der Winterpause ist für die Verantwortlichen eines Teams immer ein Drahtseilakt. Die Kardinalfrage lautet: Wie ist der tatsächliche Leistungsstand? Nach dem 0:0 des FC 08 Villingen beim Top-Favoriten VfB Stuttgart II kann man sagen: Gut.
Taktik funktioniert: Das Konzept der Nullachter ging in der Landeshauptstadt blendend auf. „Wir haben uns einen Plan zurecht gelegt“, hatte Nullacht-Trainer Jago Maric im Vorfeld angekündigt. Dieser Plan beinhaltete unter anderem die Umstellung auf ein 4-4-2-System – und er funktionierte ausgezeichnet, weil die gesamte Mannschaft diszipliniert arbeitete.
Starker Hoxha: Aus diesem homogenen Team ragte insbesondere FC 08-Torhüter Andrea Hoxha heraus, der gleich mehrfach starke Paraden zeigte. „Wir haben gewusst, dass er ein sehr guter Torwart ist. Das war einmal mehr überragend“, lobte Villingens Sportliche Leiter, Arash Yahyaijan, den 20-Jährigen. Die gesamte Mannschaft habe sich aber ein Lob verdient. Das sah auch VfB-Trainer Michael Gentner so, der den Kampfgeist der Nullachter hervorhob, mit dem diese sich den Punkt verdient hätten. „Hätten wir das erste Tor erzielt, wäre es sicher leichter für uns geworden“, so Gentner. Die Miene des VfB-Coaches hellte sich nach dem mageren Unentschieden deutlich auf, als er von der 0:2-Pleite der Stuttgarter Kickers bei Sandhausen II erfuhr. „Dann haben wir ja tatsächlich Boden gut gemacht“, staunte er.
Schwierige Offensive: Dass der VfB das Gros an Chancen besaß, wollte hinterher niemand bestreiten. Allerdings hätte auch der FC 08 in Führung gehen können, doch Volkan Bak war bei seiner guten Gelegenheit nicht kaltschnäuzig genug. Etwas mehr Torchancen werden die Villinger vermutlich am Samstag gegen den SV Linx bekommen, dann sind bei den jungen Offensivleuten wieder gute Nerven gefragt. Nach jetzigem Stand wird die Partie auf dem Kunstrasen ausgetragen. „Klar, das Spiel gegen Linx ist eminent wichtig“, blickte Arash Yahyaijan schon etwas voraus. Mit dem Punkt beim VfB zeigte er sich sehr zufrieden, warnte allerdings davor, nun zu euphorisch zu werden. „Wir haben auf einen Abstiegsplatz weniger Vorsprung als Rückstand auf den zweiten Platz“, rechnete er vor und fasste zusammen: „Diese Liga ist wirklich verrückt.“
Überraschungen: In der Tat ist in der aktuellen Oberliga-Saison nichts berechenbar. Wäre die Spielzeit jetzt zu Ende, würden unter anderem der SSV Reutlingen und die SGV Freiberg absteigen. Aus der Regionalliga kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit die TSG Balingen, die mit Martin Braun einen früheren Villinger Trainer an der Seitenlinie stehen hat, zurück in die Oberliga. Nach dem 1:2 zu Hause gegen Alzenau setzen wohl nur noch hauptberufliche Optimisten auf den Klassenerhalt der TSG. In der Oberliga ist hingegen alles möglich. Zum Beispiel bezwang das abgeschlagene Schlusslicht Sandhausen die Stuttgarter Kickers mit 2:0. Reutlingen verlor derweil gegen Rielasingen-Arlen daheim mit 0:3.
Nachholtermin steht fest: Das am 29. Februar ausgefallene Spiel des FC 08 gegen Reutlingen wird am Mittwoch, 22. April, nachgeholt. Anpfiff in der MS Technologie-Arena ist um 19 Uhr.
Fest statt Spiel: Die Partie in Reutlingen fand als „Geisterspiel“ statt. Dass keine Zuschauer zugelassen waren, hatte nichts mit dem Corona-Virus zu tun, sondern damit, dass einige „Fans“ der Stuttgarter Kickers beim Auswärtsspiel in Reutlingen mit Pyrotechnik gezündelt hatten. Der Württembergische Fußballverband verurteilte den SSV als Gastgeber dazu, das erste Heimspiel des Jahres 2020 unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen – ein Urteil, das vielerorts auf Unverständnis stieß. Während dem SSV angesichts des 0:3 Abstiegskampf pur droht, durften die Fans, die in Stadionnähe ein Fest feierten, stolz auf sich sein: Eine Crowdfunding-Aktion zur Behebung der durch die Bestrafung ausgebliebenen Einnahmen brachte mehr als 18.000 Euro.