„Ich kenne Fussballstadien, die eine bessere Infrastruktur haben, als unsere Festspiele“, bemerkte Festspielpräsident Hans-Peter Metzler anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Umso größer, so Metzler weiter, sei jetzt die Freude bei allen Beteiligten. Auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz stellte fest: „Die Investition ist angebracht.“
Pünktlich zum 75-jährigen Bestehen der Bregenzer Festspiele kann also jetzt saniert und erweitert werden. Die so genannte Baustufe III erfolgt ab dem Jahr 2022 und wird die dritte große Umbauphase in den vergangenen 30 Jahren sein. In der Zeit zwischen 1995 und 1997 wurde die Werkstattbühne samt Seefoyer und dem Seestudio errichtet. Die gesamten Kosten, die die Umbauten in der Zeit von 2022 und 2024 betreffen, werden mit 60,5 Millionen Euro beziffert.
Anbau für die Werkstattbühne
Das Geld sei auch dringend nötig, sagte Metzler. „Auf der Seebühne gibt es etliche Teile, die bereits seit 40 Jahren im Wasser stehen.“ Die Werkstattbühne wird um einen Anbau erweitert und saniert. Dazu soll neben der Werkstattbühne ein neues Mehrzweckgebäude entstehen. Die 1978 erbaute Zuschauertribüne der Seebühne wird erneuert, genauso wie die zahlreichen Räumlichkeiten im Umfeld der Seebühne.

Die Bausubstanz des Festspielhauses stammt aus den Jahren 1978 bis 1980. Verbessert und teilweise erneuert wird auch die bühnen- und haustechnische Infrastruktur. 5,5 Millionen Euro davon tragen die Bregenzer Festspiele selbst, 55 Millionen Euro zahlen der Bund zu 40 Prozent, das Land zu 35 und die Stadt Bregenz zu 25 Prozent. Besucht werden die Bregenzer Festspiele jährlich von gut 200.000 Besuchern.
Doch lange bevor die Bregenzer Festspiele durch ausgefallene Bühnenbilder und extravagante Operninszenierungen und Erstaufführungen international für Aufsehen sorgten, gab es im Jahr 1946 die erste Bregenzer Festwoche der besonderen Art. Auf zwei Kieskähnen im Bregenzer Gondelhafen – einer für die Bühnenaufbauten von Mozarts Jugendwerk „Bastien und Bastienne“, der andere für das Orchester – fand ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges die erste Bregenzer Festwoche statt. In einer Stadt, die nicht einmal über ein Theater verfügte. Was damals noch viele für eine kuriose einmalige Idee hielten, sollte schon bald zu einer Vorarlberger Erfolgsgeschichte werden.

In den folgenden Jahren gab es Opernaufführungen auf einer extra errichteten Bühne im Strandbad, bis im Jahr 1950 schließlich der Umzug an den heutigen Standort stattfand – die Seebühne war geboren im Jahr 1950. Schon damals fasste der Zuschauerraum 6500 Besucher und die konnten als erstes Spiel auf dem See Karl Millröckers „Gasparone“ sehen und hören. Bis weit in die 60er-Jahre hinein setzten die Macher der Festspiele in erster Linie auf Operettenklassiker und Ballettaufführungen. Ein Meilenstein waren auch die Jahre 1979 und 1980, in denen das Festspiel- und Kongresshaus eröffnet wurden und die Seebühne erneuert worden war.
Dreharbeiten für James Bond
1985 beginnt auf der Seebühne eine neue Ära: Seit der vielbeachteten und großartigen „Zauberflöte“ wird das Spiel auf dem See auf nunmehr stabileren Bühnenaufbauten, die den Winter im Freien überdauern können jeweils zwei Sommer lang gespielt. Es folgen spektakuläre Aufführungen, mit immer aufwendigeren Bühnenbildern wie bei Wagners „Fliegendem Holländer“ mit einem gewaltigen Leuchtturm und „Nabucco“ in den Jahren 1994 und 1995. Die Verdi-Oper sprengte alle Zuschauerrekorde und wurde von mehr als 300.000 Besuchern gesehen.
Dank „James Bond“, erlangte zumindest die Kulisse von „Tosca“ (2007/2008) weltweite Berühmtheit: Teile des Kinofilms „Ein Quantum Trost“ wurden an zehn Tagen auf der Seebühne gedreht und von Millionen Menschen weltweit gesehen.
Nach der pandemiebedingten Absage der Festspiele im vergangenen Jahr, erfolgt am heutigen Donnerstag die Wiederaufnahme von Verdis „Rigoletto“ auf der Seebühne. In den dann kommenden zwei Jahren steht Puccinis „Madame Butterfly“ auf dem Programm des Spiels auf dem See.