Trotz der unsicheren Weltlage setzt der Messtechnik-Spezialist Endress+Hauser (E+H) vom Hochrhein seine Investitionsoffensive fort. Man habe im vergangenen Geschäftsjahr trotz diverser Unsicherheiten hierbei keine Abstriche gemacht, sagte E+H-Vorstandschef Matthias Altendorf am Dienstag in Reinach.
Milliardenschwere Investitionsoffensive
Laut Unternehmensangaben summieren sich die Investitionen des Mittelständlers allein in den vergangenen fünf Jahren auf über eine Milliarde Euro – ein Gutteil davon fließt in Standorte und Anlagen im Dreiländereck Deutschland, Schweiz, Frankreich. Allein 2022 steckte das Unternehmen 240 Millionen Euro insbesondere in den Auf- und Ausbau neuer Standorte.

Standort Maulburg wird aufgewertet
So soll der Produktionsstandort im südbadischen Maulburg bis 2023 massiv auf drei Gebäude erweitert und um ein Schülerforschungszentrum ergänzt werden. Auch am Firmen-Stammsitz im schweizerischen Reinach, nahe der deutschen Grenze bei Basel, wird investiert. Ebenso wie an Auslandsstandorten, etwa in den USA oder in China.
E+H sei in den vergangenen Jahren „an allen Wettbewerbern vorbeigezogen“, sagte der Präsident des Verwaltungsrats, Klaus Endress. Dieser Kurs solle durch Investitionen untermauert und fortgesetzt werden.

Im 70. Jahr seines Bestehens hat das Unternehmen gleich mehrere Rekorde geknackt. 2022 sei „ein bestes Jahr“ in der Unternehmensgeschichte gewesen, sagte Endress, der sich Anfang 2024 altersbedingt als Präsident des Verwaltungsrats zurückzieht. Sowohl Auftragseingänge als auch Mitarbeiterzahl und Umsatz hätten neue Bestwerte erreicht.
700 neue Mitarbeiter hat E+H in Jahresfrist eingestellt, gut ein Drittel davon in der Heimatregion. Auch der Umsatz stieg – um gut 16 Prozent auf 3,351 Milliarden Euro. In allen Kernmärkten ging es aufwärts, besonders jenseits des Atlantiks, wo im vergangenen Jahr gut ein Drittel mehr Geschäft zu Buche schlug.
Messinstrumente für Wasserstoff-Kraftwerke
„Produktinnovationen sind ein Treiber unseres Wachstums“, sagte Altendorf, dessen Unternehmen beispielsweise Sensoren entwickelt hat, die die Beimischung von Wasserstoff in Erdgas in modernen Gaskraftwerken nahezu in Echtzeit messen können und so ein wichtiger Baustein für die Energiewende in Deutschland sind.
43 neue Produkte habe man 2022 auf den Markt gebracht, hieß es. Mit rund 7,2 Prozent weist E+H eine vergleichsweise hohe Forschungsquote aus. Mehr als 240 Millionen Euro hat das Familienunternehmen im vergangenen Jahr für Neuentwicklungen ausgegeben.
Gewinn geht zurück – Anlagen am Kapitalmarkt floppen
Einzig beim Gewinn musste man Federn lassen. Insbesondere weil Finanzanlagen im sich verändernden Zinsumfeld Verluste einfuhren. Unter dem Strich sank der Gewinn um 15 Prozent auf 304 Millionen Euro. Damit liegt die Umsatzrendite mit 12,2 Prozent leicht unter dem Ziel von 13 Prozent. Finanziell solide aufgestellt ist E+H dennoch. Die Eigenkapitalquote ist mit mehr als 80 Prozent sehr üppig.

Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einem „zweistelligen Umsatzwachstum“ und 500 neuen Jobs. Davon soll ein Drittel in der Grenzregion angesiedelt werden. Das kommende Geschäftsjahr wird dann allerdings vom langjährigen E+H-Manager Peter Selders verantwortet.
Er löst zum Jahreswechsel Matthias Altendorf ab, der E+H seit 2014 als Vorstandschef geführt hat. Altendorf folgt Klaus Endress dann als Präsident des Verwaltungsrats nach.