Claus-Dieter Wehr war die Erleichterung anzusehen. Am Mittwochvormittag hat der Geschäftsführer des Bodensee-Airports eingeladen, um über das Ende der Insolvenz des Häfler Flughafens zu sprechen. Auch einen Ausblick auf die Zukunft wollte er geben. „Heute ist ein erfreulicher Termin, auf den wir lange gewartet haben. Das Insolvenzverfahren wird abgeschlossen.“
Mit Verbindlichkeiten von fast 35 Millionen Euro drohte dem Betrieb im Jahr 2021 die Überschuldung – Geschäftsführer Wehr starte ein Insolvenzverfahren. Vergangene Woche nun wurde bekannt, dass die EU-Kommission Beihilfen aus der öffentlichen Hand in Höhe von 17,5 Millionen genehmigt hat. Ende des Monats dürfte daher die Insolvenz in Selbstverwaltung beendet sein.
Nun hoffen die Verantwortlichen am Airport, dass sich die Passagierzahlen positiv entwickeln. Als Risikofaktor für die kommende Saison gilt derzeit vor allem der Ukraine-Krieg. Von Reiseveranstaltern und Airlines erhält der Flughafen derzeit noch unterschiedliche Signale, wie Pressesprecher Bernd Behrend erläuterte. Wie die die Saison letztlich also anläuft, ist noch offen.

Hauptteil des Flugplans steht
Dennoch steht ein Flugplan für die Sommersaison: So werden etwa Urlaubsziele wie Antalya, Fuerteventura, Mallorca oder Rhodos angeflogen. Pressesprecher Bernd Behrend verwies darauf, dass die Lufthansa noch im Mai entscheiden wolle, wie viele Flüge angeboten werden – abhängig von der Nachfrage.
Geht alles nach Plan, so soll der Airport ab dem Jahr 2025 eine schwarze Null schreiben, betonte Geschäftsführer Wehr. Dies sei in den kommenden Jahren noch nicht möglich, die derzeitige Nachfrage befinde sich noch weit unter dem Niveau vor der Pandemie. Allerdings schränkte er ein, dass der Betrieb für Investitionen auch nach 2025 auf Zuschüsse angewiesen sein wird.
Meist positive Resonanz der Häfler Politik
Das Echo der Häfler Politik auf die bald abgeschlossene Insolvenz fällt meist positiv aus: Die CDU-Fraktion des Gemeinderats begrüßt die Brüsseler Freigabe und lobt den Flugplan für den Sommer. Auch Freie Wähler und FDP werten die abgewendete Pleite als gute Nachricht. Die Fraktionsmitglieder der SPD hoffen zudem, dass ein perspektivisch emissionsfreier Luftverkehr zum Klimaschutz beiträgt.
Eine Art Ultimatum stellt das Netzwerk für Friedrichshafen. „Schreibt der Flughafen keine schwarzen Zahlen, dann dürfen keine weiteren städtischen Gelder mehr fließen“, meldete die Fraktion dem SÜDKURIER. Die ÖPD verweist darauf, intern gespalten in der Frage zu sein, wie die Flughafenrettung zu bewerten sei.
Etwas überraschen dürfte die Reaktion der Grünen: Sie nennen es erfreulich, dass mit das Insolvenzverfahren zu einem Abschluss zu gebracht wird – äußern in ihrem Schreiben aber keine konkreten Klimaschutz-Bedenken. Allerdings verweisen sie darauf, dass „der Flughafen aus wirtschaftlichen Gründen auf Dauer keine Zukunft hat“.
IHK jubelt, Klimaschützer fordern Schließung
Auch weitere Akteure haben sich zum Thema geäußert. Die IHK Bodensee-Oberschwaben lobt den Flughafen als „Tor zur internationalen Geschäftswelt“ und betont seine „herausragende Wichtigkeit“ für die hiesige Wirtschaft. Demgegenüber nehmen die Klimaschützer von Fridays for Future Bodensee die Gegenposition ein: „Wir sehen den Flughafen extrem kritisch und sind dafür, ihn bald möglichst zu schließen“, heißt es in einem Positionspapier.
Doch derzeit sieht es nicht nach schnellen Ende des Airports aus. Vielmehr ist Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr momentan auf Personalsuche, wie er sagte. Denn geht alles nach Plan, werden bald helfende Hände bei der Passagier-Abfertigung gebraucht.