Mit zahlreichen Bürgern und prominenter Begleitung sind bei einem Festakt die beiden Windräder in Häusern am Gießbacher Kopf in Betrieb gegangen. Das Unternehmen EnBW, das die Anlagen betreibt, hatte auf dem Platz vor dem Kur- und Sporthaus Stände aufgebaut, an denen sich Besucher über Beteiligungsmodelle sowie generelle Abläufe der Windenergieplanung informieren konnten.
Es gab eine virtuelle Windradführung, aber auch Shuttlebusse zum tatsächlichen Standort, Radkultur (Initiative des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg) bot einen kostenlosen Radcheck an, und für das leibliche Wohl der Gäste war ebenfalls gesorgt. Neben der „Prominenz des Alltags“, wie Landrat Martin Kistler sich humorvoll selbst charakterisierte, sprachen Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter Grußworte, und auch Michael Class, Leiter Erzeugung und Portfolioentwicklung bei der EnBW AG, sowie Häuserns Bürgermeister Thomas Kaiser ergriffen das Wort. Es moderierte Michael Soukup, EnBW-Projektentwicklung Wind-Onshore.
Class erinnerte an die Projektanfänge mit Flächenakquise und Gesprächen im Gemeinderat im Jahr 2012 sowie an die Reduktion von ursprünglich drei geplanten Windrädern auf zwei nach der Diskussion um die Schaffung von 40 Hektar Lebensraum für den Auerhahn. Auch die Herausforderungen, die sich aufgrund der Höhenlage ergaben – als höchstes Windradprojekt der EnBW war die Baustelle mehrfach eingeschneit – merkte er an und verband dies mit der Hoffnung, die gewonnenen Erfahrungen im Umfeld zukünftig vielfach nutzen zu dürfen.
Rita Schwarzelühr-Sutter sprach von einer Zeitenwende. Ihren ersten Kontakt mit der Windenergie habe sie noch als ehrenamtliche Richterin in Freiburg gehabt. Damals sei es um das Für und Wider eines Windrades in Görwihl gegangen, nun könne sie erstmals an der offiziellen Inbetriebnahme eines Windrades teilnehmen. Ein Energieversorger aus der Region habe es auf den Weg gebracht, Bürgermeister Kaiser sei damit zum Vorreiter für die Region geworden, auch wenn ihm dabei der Wind mitunter buchstäblich ins Gesicht geblasen habe.
Bärbel Schäfer merkte an, sie habe bei ihrer Anreise deutlich gesehen, wie weithin sichtbar die Häuserner Windräder seien, der Klimawandel aber ebenfalls. Die Inbetriebnahme von zwei Windrädern mitten im Biosphärengebiet mache Mut, dass der Ausbau der Erneuerbaren und der Artenschutz einander nicht widersprechen müssen. Martin Kistler, der auch im Namen des Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner sprach, meinte gar, der Landkreis Waldshut könne eigentlich als Wappentier den Rotmilan führen, stelle doch der Artenschutz in diesem Gebiet eine ganz besondere Herausforderung dar. Es gelte, den Spagat zwischen Bedürfnislage und gesetzlichen Vorgaben zu meistern, Kompromisse zu finden. Hierfür müsse die Toleranzschwelle angepasst werden. Wer sich redlich um ein Anliegen bemühe, der verdiene auch Respekt, wenn man selbst anderer Meinung sei. Für seinen Appell eines wertschätzenden Umgangs im täglichen Miteinander erhielt Kistler den spontanen Applaus der Anwesenden.
Bürgermeister Kaiser schließlich bemühte den Vergleich zu einem Angler und verwies darauf, wie notwendig es sei, bei der Umsetzung eines solchen Projekts Geduld zu haben. Er bedankte sich auch beim anwesenden ehemaligen Ersten Landesbeamten Jörg Gantzer für eben dessen Geduld sowie beim Gemeinderat und den Grundstückseigentümern, die sich nicht hätten beirren lassen. Anfangs, so Bürgermeister Thomas Kaiser, habe er selbst nicht gedacht, dass angesichts der Grundstücksfläche der Gemeinde in Häusern Windradgenehmigungen möglich wären. Die Besichtigung von Anlagen in Freiamt habe dann aber einen großen Motivationsschub gebracht, dem schmerzhafte Tage aufgrund des Vetos der Umlandgemeinden gefolgt seien, aber auch ein großer Lerneffekt.
Anschließend trugen sich die prominenten Gäste ins Goldene Buch der Gemeinde ein und es gab Besichtigungen der Anlagen.