„Wir könnten mehr impfen“, sagte die für das Kreisimpfzentrum Tiengen zuständige Regierungsrätin vor Kreisräten, „wenn mehr Stoff da wäre.“ Offenbar hegt Caren-Denise Sigg noch Hoffnung: Ab kommender Woche wird in zwei Schichten geimpft, ab April ist auch samstags Impftag. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Kreistags kam es anfangs zu heftigen Wortwechseln zwischen Impfkritikern und dem Landrat, der die Vorwürfe in der Bürgerfragestunde schließlich mit dem Hinweis auf sein Hausrecht unterband.

Impfkritiker im Publikum

Ein halbes Dutzend Impfkritiker saß zu Beginn der öffentlichen Sitzung im Publikum, vier meldeten sich in der Bürgerfragestunde zu Wort. Sie schilderten angebliche Folgen der Maskenpflicht für Kinder und Jugendliche wie auch angebliche Nebenwirkungen von Impfungen. Landrat Martin Kistler mahnte mehrfach, der Tagesordnung entsprechend zu einer Frage zu kommen.

Die Reaktion war meist heftig. Ein Beispiel: „Wie lange wollen Sie den Wahnsinn noch weitertreiben? Sie trinken hier Kaffee, während die Leute vor die Hunde gehen.“ Schließlich war es dem Landrat zu viel und er entzog einzelnen Rednern das Wort. Als Antwort auf die Grundsatzfrage nach dem Impfen bekannte sich Kistler als überzeugter Impf-Befürworter.

Beim folgenden Sachstandsbericht zur Corona-Pandemie im Landkreis Waldshut erläuterte Martin Kistler dann die Vorgeschichte seiner dünnhäutigen Reaktion. Die Verwaltung habe denselben Personen zu diesen Themen bereits stundenlang Rede und Antwort gestanden. Hier sei es den Sitzungsbesuchern nicht um Fragen, sondern nur um Polemik gegangen.

Infektionen mit Virusvarianten

Dass mit den Infektionszahlen im Landkreis Waldshut auch die Zahl der Infektionen mit gefährlicheren Mutationen steigt und bald vorherrschend sein wird, berichtete Gesundheitsdezernentin Corinna Schweizer den Kreisräten. Erfreulich sei, dass die Zahl der Infektionen und Todesfälle in den mittlerweile durchgeimpften Senioren- und Pflegeheimen „deutlich abgenommen“ habe.

Caren-Denise Sigg sprach von einer „Erfolgsgeschichte“ des im Januar gestarteten Kreis-Impfzentrums (KIZ) in Tiengen, trotz der Schwierigkeiten mit dem knappen Impfstoff beim Start und dem Zwischenstopp für das Serum von Astrazeneca.

Trotz der „harten Zeit“ bei der Durchimpfung der ältesten Risikogruppe habe man die Probleme in Zusammenarbeit mit Kliniken und Schwerpunktpraxen gelöst und sei nun im KIZ bereit, mehr als 600 bis 800 Dosen zu verimpfen, wenn Impfstoff zur Verfügung stünde. Kommende Woche will das Zentrum in einen Zwei-Schicht-Betrieb übergehen, ab April soll auch der Samstag als Impftag genutzt werden.

Auch wegen Absagen bleiben im KIZ gelegentlich Impfdosen übrig, für die es eine Warteliste in der Nähe wohnender Impfberechtigter gibt. Es sei noch keine Dosis weggeworfen worden, versicherte Sigg. Landrat Martin Kistler erklärte sich „bei aller Demut auch ein wenig stolz“ auf sein Team und die vielen Mitarbeiter bei der Pandemie-Bekämpfung im Landkreis.

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren