Ingrid Böhm

Der Montag und der Dienstag gehören dem Ortsteil Herten. Ob der erste hauptamtliche Ortsvorsteher der Stadt dort schon angekommen ist? Das kann Frank-Michael Littwin aber nur gefühlt beantworten. Denn erst seit in knapp drei Monaten ist der Leiter des städtischen Bürgerbüros dafür mit 60 Prozent seiner Arbeitszeit unterwegs. Somit muss sich erst noch einiges entwickeln. Eines kann der 47-jährige Gemeindebeamte aber schon bestätigen. Die Arbeitszeit für Herten scheint ihm nicht zu üppig bemessen.

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„Es ist schon ein Spagat“, meint Littwin. Den Alltag auf den verschiedenen Ebenen zwischen Leitung Standesamt, Friedhofsverwaltung sowie des Teams Bürgerbüro und zugleich Verantwortlicher für die Ortsverwaltung gut zu bewältigen, verlangt organisatorisches Geschick und geordnete Abläufe. Alles, was er seit Aufnahme der Amtsgeschäfte schon sagen kann, sei „noch nicht sehr aussagekräftig“, räumt er ein, denn er befinde sich erst am Anfang einer Entwicklung und im Neuland. Auch die Begleitung der örtlichen Vereine und die Repräsentationsaufgaben „laufen erst an“.

Große Herausforderung in Herten: die Neugestaltung des Rathausplatzes in der Ortsmitte.
Große Herausforderung in Herten: die Neugestaltung des Rathausplatzes in der Ortsmitte. | Bild: Ingrid Böhm

Schon in der kurzen Zeit stimmt ihn aber positiv, dass er „auf der Straße und im Amt als der Ortsvorsteher wahrgenommen“ werde. Die weitere Entwicklung wartet er gelassen ab. „Es gibt einen sehr positiven Rückhalt der Kollegen im Rathaus“, und insgesamt nimmt Littwin ein „positives Feedback“ wahr: „Man lässt sich darauf ein, ich merke keine Ablehnung.“

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Für seine Aufgabe will er sich auch voll einsetzen und vor allem dabei lernen, mit dem Neuland umzugehen. Mit den ehrenamtlichen Ortsvorsteherkollegen unterhält er einen hilfreichen Austausch. Dabei zeige sich, das auch „die alten Hasen“ die gleichen Probleme haben. Insgesamt gibt es drei neue Ortsvorsteher.

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Wie fühlt sich ein Ortsvorsteher ohne politische Stimme, wenn der Ortschaftsrat entscheidet? Da versteht sich Littwin ganz als Vertreter der Verwaltung, aber immer im Interesse des Ortsteils und seiner fast 5000 Einwohner. Dabei hilft natürlich auch das Wissen, dass der Ortschaftsrat ihn einstimmig gewählt hat mit den zwei ehrenamtlichen Vertretern Nico Kiefer und Mathias Reiske vom Ort zur Seite gestellt hat. Offen auf alle zuzugehen, hält Littwin für wichtig.

Loyalität nach zwei Seiten

Nicht anders als für einen Ehrenamtlichen gehe es darum, sich gegenüber allen Fraktionen korrekt zu verhalten. In der Praxis heißt das: „neutral verwalten“. Dabei gelte es, den „größten Kompromiss“ zu finden und „Loyalität nach zwei Seiten“ zu üben. Fachlich kennt sich Littwin mit Verwaltung bestens aus: Jetzt geht es um die Feinheiten, um zu wissen, wie Herten im Alltag tickt, denn er selbst wohnt nicht hier. Deshalb sieht er den Ortschaftsrat in gewisser Weise „anders gefordert“ als zuvor.

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Um ins Hertener Leben einzutauchen, möchte Littwin auch „eine zwanglose Ortsbegehung an einem freien Tag“ mit den Ortschaftsräten unternehmen, damit sie ihm Schwachstellen aufzeigen und mit der Infrastruktur vertraut zu machen. Die noch fehlende lokale Kenntnis möchte Littwin schnell aufholen, um auch eine Frage kompetent zu beantworten wie: „Wo ist der Gabbestein?“

Kontakt mit anderen Ortsvorstehern

Er hat auch Kontakt aufgenommen mit einer Vereinigung hauptamtlicher Ortsvorsteher im Land. Von ihr lässt sich erfahren, was ein „Sachwalter der örtlichen Interessen“ zu leisten hat. Dabei zeigt sich der neue Mann der Ortsverwaltung sowohl pragmatisch als uneitel: „Man muss nicht alles neu erfinden.“ Auch mit dem hauptamtlichen Ortsvorsteher in Weil am Rhein tauscht er sich aus.

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Nach der Gemeinderatsdiskussion über haupt- oder ehrenamtlich, sieht Littwin durchaus, dass es bei der Größenordnung Hertens „auch Sinn macht, hauptamtlich zu agieren“. Aber mit einer Aussage will er sich nicht festlegen: „Man muss sehen, wie sich das entwickelt.“ An Aufgaben und Projekten in Herten fehlt es jedenfalls nicht. Littwin spricht begeistert von „der Vielfältigkeit der Begegnungen“, die ihm gefällt. Die örtlichen Einrichtungen kennenzulernen, ist er schon intensiv dabei. „Es macht mir Spaß“, meint er, weil sich damit das ganze Wissen fachlich erweitern lasse. Fürs Erste „ziehe ich ein positives Fazit“, lässt er wissen und sehr interessiert, „etwas miteinander in Herten zu erreichen“.

Bürgersprechstunde

Frank-Michael Littwin lässt sich auch gerne von den Bürgern in der Sprechstunde in die Verantwortung nehmen. Diese findet immer am Montag zwischen 16.30 und 18 Uhr in der Ortsverwaltung statt. Am Dienstag ist Littwin tagsüber vor Ort und manches kann er sonst auch vom Bürgerbüro in Rheinfelden für Herten erledigen. „Nicht oben thronen“, ist Littwins Haltung, sondern ansprechbar sein. Das verbindet er auch mit der Bürgersprechstunde, denn auch die „erweitert den Horizont“.