Horatio Gollin

Ein Surren erfüllt den Raum. Konzentriert fixiert Bernie Bones die Zeichnung auf der Haut der jungen Frau. Zwei Hände, die sich sanft mit den Fingerspitzen berühren. Langsam fährt er die Zeichnung mit der Tätowiermaschine ab und sticht die Farbe unter die Haut. Das Surren verstummt nur, wenn der Tätowierer für neue Farbe die Nadeln in einen kleinen Plastikbecher stupst, oder mit saugfähigem Papier Blut von der Haut tupft.

Das Tattoostudio von Bones liegt in der Basler Straße. Man betritt einen gemütlich eingerichteten Raum mit Tisch und Stühlen und einer Sesselgruppe. Das Zimmer, in dem gestochen wird, schließt dahinter an und ist recht klein. Den meisten Platz nimmt der große Tattoostuhl für die Kunden ein. Bones sitzt auf einem Roll-Hocker. An den Wänden stehen ein paar Regale und ein Arbeitstisch. Die Werkstatt bietet noch Platz für eine Begleitperson.

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Bones heißt mit bürgerlichen Namen Bernd Klein. Der 53-Jährige stammt aus Rotzingen bei Görwihl. Als Tätowierer und als professioneller Thai-Boxer war er auf der ganzen Welt unterwegs. „Bernd ist schwer für Ausländer auszusprechen. Bernie ist internationaler“, erklärt er, wie es zu dem Künstlernamen Bernie Bones kam. Bones geht auf den früheren Motorradclub Bones zurück, als er mit einem Rückenmotiv auf einer Convention des Clubs den zweiten Platz errang.

„Ich habe schon in der Kindheit das Bedürfnis nach Hautkunst gehabt“, erzählt Bones, der sich selbst sein erstes Tattoo mit 13 Jahren stach. Das erste professionelle Tattoo ließ er sich mit 18 Jahren in Hamburg stechen. Über Frankfurt, den Stuttgarter Raum und Schweinfurt verschlug es ihn nach Winterthur, wo er sein erstes Studio eröffnete und bis zum Ende seiner sportlichen Karriere 2002 blieb. Nach Aufenthalten in Spanien, Thailand und Neuseeland kam Bones 2004 nach Rheinfelden, wo er im April 2005 sein Studio eröffnete.

So funktioniert das Tätowieren

Das wichtigste Arbeitsgerät eines Tätowierers ist die Tätowiermaschine, die noch bis vor wenigen Jahren nach dem Prinzip von Türklingeln mit Hammer und Glocke funktionierten. „In der Maschinentechnik hat sich viel getan. Es wurde ein neues System entwickelt“, erklärt Bones. Die neuen Rotary-Maschinen sehen aus wie Stifte, andere Modelle haben noch Ähnlichkeit mit den früheren Magnetspulentätowiergeräten.

Bernie Bones zeigt eine neue Rotationstätowiermaschine (links).
Bernie Bones zeigt eine neue Rotationstätowiermaschine (links). | Bild: Horatio Gollin

Mit einem Elektromotor wird eine Drehbewegung erzeugt, die ein Exzenter als Auf- und Abbewegung der Nadel überträgt. Das Handling der Rotationstätowiermaschinen ist einfacher und die Hygiene besser einzuhalten. Die Nadel ist ein Einwegteil, das einfach eingeklickt wird. Die Maschine wird in einem Plastikschlauch gesteckt und abgeklebt. Die frühere Reinigung der Teile mit Ultraschall ist nicht mehr nötig.

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„Hygiene ist immer ein großes Thema“, sagt Bones. Bei jedem Kunden muss gewährleistet sein, dass die Hygiene eingehalten wird und eine Übertragung von Viren ausgeschlossen ist. Das war auch schon vor Corona so. Während des Lockdowns musste das Studio von März bis Mitte Mai schließen. Seither gilt eine Maskenpflicht für Künstler und Kunden. Auch Arbeitstisch, Armlehne und Hocker werden bei jedem Termin mit Klarsichtfolie bespannt. Der Tätowierer trägt Einweghandschuhe. „Alles was angefasst wird, wird neu verpackt“, sagt Bones. „Es ist zu 100 Prozent garantiert, dass die Kunden und der Künstler mit nichts infiziert werden.“

Strenge Bestimmungen in Deutschland

Bei den Farben gelten in Deutschland die weltweit stärksten Bestimmungen bei der Zulassung. Metallbelastete Farben sind seit Mitte der 90er Jahre nicht mehr zugelassen, sagt Bones. Während bis 1930 nur Schwarz und Rot möglich waren, steht seit Ende der 60er Jahren die ganze Farbpalette zur Verfügung.

Tätowierungen sind heute modischer Ausdruck der Individualität. Eine breite Klientel kommt in die Studios. „Da ist alles dabei. Von 16-Jährigen, die noch die Unterschrift der Eltern brauchen, bis 70-Jährige die sich regelmäßig tätowieren lassen“, meint Bones. Er selbst tendiert mehr zu spirituellen Tattoos als zu bildlichen Darstellungen. Neben Vorlagen aus Magazinen oder Zeichnungen von Kunden nutzt er auch ein Grafikdesignprogramm.

Ein Blick in die anderen Werkstätten in der Region

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