Eine Spindelmaschine für die Textilindustrie, die 100 bis 150 Tonnen wiegt? Das Flugzeug Landshut? Der Umzug einer ganzen Industrieanlage? Oder von Zeit zu Zeit auch eine Skulptur von Peter Lenk? Wenn solche Dinge transportiert werden sollen, ist das ein Fall für die Firma Broziat. Das Unternehmen hat eine Niederlassung in Singen, von wo aus das Transportgeschäft organisiert wird.
Dabei ist die Firma international unterwegs: „Eine Spindelmaschine haben wir schon von Brasilien nach China umgezogen“, sagt Johannes Broziat, der seit 2013 in der Geschäftsführung der Broziat-Gruppe ist. Seit einem Jahr ist er Inhaber der Gruppe und Geschäftsführer der Maschinensparte mit Standorten in Tägerwilen, Singen und Möglingen bei Ludwigsburg.
Eigentlich arbeitet die Firma Werkzeugmaschinen auf
Denn Maschinen sind das hauptsächliche Geschäftsfeld der Broziat-Gruppe. Genauer gesagt Werkzeugmaschinen der Firma Trumpf, die ihren Sitz in Ditzingen bei Stuttgart hat. Von Küchenbau bis Autoindustrie könne man mit diesen Maschinen alles machen, was mit Blech zu tun hat. Die Broziat-Gruppe kauft solche Maschinen gebraucht, arbeitet sie auf und verkauft sie dann wieder – und zwar weltweit, wie Broziat erklärt. Die Maschinen könnten dann, wenn die notwendigen Teile erneuert wurden, noch zehn bis 15 Jahre laufen: „Das ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell.“

Angefangen hat dieser Teil der Unternehmensaktivität in der 1980er-Jahren. Damals sei das Unternehmen ein reines Transportgeschäft gewesen. „Mein Vater Oskar Broziat war von der Maschinentechnik fasziniert und fühlt sich auch im Handel zu Hause“, erzählt Johannes Broziat. Daher habe er den Handel mit den Werkzeugmaschinen begonnen. Und bei dieser zweigleisigen Ausrichtung des Unternehmens soll es vorerst auch bleiben.
Transportgeschäft hat vor 125 Jahren angefangen
Glanzvoller ist indes das Transportgeschäft, mit dem das Unternehmen vor stolzen 125 Jahren angefangen hat. Damals, im Jahr 1897, haben seine Ur-Urgroßeltern Emma und Julius Broziat ein Fuhrunternehmen in Spandau begonnen: „Er hat mit einer Kutsche und zwei Pferden angefangen. Damit hat er die Braunkohle aus dem Bergwerk in die Stadt transportiert“, erklärt der Nachfahre, der das Unternehmen in der fünften Generation leitet. 1906 sei das Unternehmen nach Nauen westlich von Spandau umgezogen, ein Stahlhandel sei dazugekommen. Im Zweiten Weltkrieg sei sein Urgroßvater nach Lübeck geflüchtet und habe dort das Unternehmen ab 1945 wieder als Spedition und Stahlhandel gegründet.

Und 1953 sei dann Johannes‘ Großvater Horst Broziat an den Bodensee gezogen, zunächst nach Allensbach. Der Grund liegt laut dem jetzigen Inhaber in der Kriegserfahrung. Von Süddeutschland aus hätte man im Falle eines erneuten Krieges rascher in die Schweiz flüchten können.
Der erste große Auftrag in der Region: Schiesser in Radolfzell
1953 habe sein Großvater auch gleich einen großen Auftrag in der Region gehabt, nämlich den Umzug des Schiesser-Werks in Radolfzell. Die schweren Maschinen habe er auf Luftkissen transportiert, um sie nicht so stark zerlegen zu müssen.
Der Umzug des Unternehmens nach Singen erfolgte dann 2014, das Gelände in Allensbach wurde verkauft. Das Singener Gelände neben dem Aluminiumwerk habe damals zum Verkauf gestanden: „Da haben wir zugegriffen“, sagt Johannes Broziat.

Unternehmer mit ästhetischer Ader
Dass die Unternehmerfamilie eine ästhetische Ader hat, wird bei den Kunst-Transporten für Peter Lenk deutlich. Die macht das Unternehmen nämlich, ohne eine Rechnung zu stellen. Transporte-Geschäftsführer Fritz Hengefeld sagte vor einiger Zeit dem SÜDKURIER, dass man sich davon auch Werbung verspreche. Johannes Broziat sagt heute: „Kunst hält eine Gesellschaft zusammen. Das muss man unterstützen, auch wenn es mal kontrovers wird.“

So sei es auch beim Transport von Peter Lenks Werk „Das Denkmal. Chronik einer grotesken Entgleisung“ – auch bekannt als schwäbischer Laokoon – gewesen. Die Aufstellung sei eine größere Aktion gewesen, erinnert sich Broziat. Und er weist auf Fingerhakeleien mit den Behörden hin. So hätten auf einmal notwendige Genehmigungen gefehlt.
Für Stuttgart war das Werk offenbar zu kontrovers, denn ein paar Monate später holten die Mitarbeiter von Broziat es wieder ab und brachten es in Lenks Skulpturengarten in Bodman.
Auch bei der Imperia war Broziat gefragt
Gekannt habe Lenk das Unternehmen übrigens von der Aufstellung der Imperia im Konstanzer Hafen her. Damals, 1993, sei die 18 Tonnen schwere Figur samt eines Krans von Meersburg aus nach Konstanz gebracht worden. Die Aufstellung war eine aufsehenerregende nächtliche Aktion, erinnert sich Broziat. Heute wird mit der überdimensionalen Kurtisane um Touristen geworben.
Und dann war da noch die Landshut
Auch am Transport des geschichtsträchtigen früheren Lufthansa-Flugzeugs hat die Firma Broziat mitgewirkt. Als die Reste der Maschine in zwei großen Frachtflugzeugen auf dem Friedrichshafener Flughafen ankamen, waren auch ihre Mitarbeiter vor Ort, um beim Ausladen mitzuwirken.

„Das war extrem aufwendig“, sagt Johannes Broziat. Vor allem habe die Aktion sehr kurzfristig stattgefunden. Daher habe Broziat das auch nicht allein gemacht: „Aber wir waren mit voller Mannstärke und Geräten vor Ort“, erinnert er sich an einen weiteren ungewöhnlichen Transport.