Der Damenkaffee der Alt-Stockacherinnen ist etwas Besonderes: Im Bürgerhaus Adler Post sind die Frauen unter sich und genießen die Zeit in vollen Zügen. Am Sonntagnachmittag sangen junge Damen ebenso mit wie ältere, sie tanzten zur Musik der Buggy Tanzband und schunkelten gemeinsam. Auch das Bühnenprogramm, bei dem zehn Frauen in unterschiedlichen Rollen mitwirkten, sorgte für beste Unterhaltung.

Nach ihrem Auftritt mit den Kindern und Jugendlichen halfen Laura Kuntz, Noreen Zimmermann und Irina Hahn Simone Renz (von rechts) in ...
Nach ihrem Auftritt mit den Kindern und Jugendlichen halfen Laura Kuntz, Noreen Zimmermann und Irina Hahn Simone Renz (von rechts) in der Küche. | Bild: Claudia Ladwig

Zum Vergnügen gehörten wie immer selbstgebackene Kuchen und Torten. Während oben gefeiert wurde, bereiteten einige Alt-Stockacherinnen in der Küche den Wurstsalat für den Abend zu. Da durften dann auch Herren mitfeiern.

Ein Ärztehaus im Aachpark?

Der Beitrag der Kinder und Jugendlichen der Alt-Stockacherinnen eröffnete das Programm. Sie tanzten zur Filmmusik von „Dirty Dancing“ – inklusive Hebefigur und dem Satz: „Ich habe eine Wassermelone getragen“. Das begeisterte die Gäste, die eine Zugabe forderten.

Beim Damenkaffee wurde selbst die Moderation zum Erlebnis: Diesmal waren Vera Ossola und Manuela Wurst närrische Stadtplanerinnen. Sie notierten direkt die Notwendigkeit eines beheizten Wartehäuschens vor dem Kulturzentrum Altes Forstamt, damit die Damen beim Abholen ihrer Eintrittskarten künftig nicht mehr frieren müssen. Auch ein Gemeinschaftshaus schwebte ihnen vor, denn man brauche etwas für die Jugend.

Die Wundermaschine aus Amerika half nur Frauen. Sie wurden ihre Beschwerden los, der männliche Patient (Susanne Jährling, links) hatte ...
Die Wundermaschine aus Amerika half nur Frauen. Sie wurden ihre Beschwerden los, der männliche Patient (Susanne Jährling, links) hatte am Ende alles. „Dr. Superschlau“ (Petra Maier, Mitte) war ratlos, Patientin Bettina Zehnle freute sich. | Bild: Claudia Ladwig

Vom Brunnen, dem Stadtgarten und dem Krankenhaus waren sie angetan, doch als neue Patientin in einer Praxis unterzukommen, sei nicht einfach. Ein Ärztehaus im Aachpark könnte Abhilfe schaffen, so ihr Vorschlag.

Wie gut, dass Spezialistin „Dr. Superschlau“ im Bürgerhaus gerade Zeit für akute Fälle hatte. Sie stellte eine neue Erfindung aus Amerika vor, den Neutralisator. Der wirkte allerdings nur bei Frauen – der männliche Patient hatte plötzlich auch deren Beschwerden. Als dann noch eine Schwangere auftauchte, nahm er Reißaus.

Das könnte Sie auch interessieren

Es geht nicht immer um das Eine

Ein ganz anderes Problem hatten die seit 50 Jahren verheirateten Hugo und Marta, die eine Eheberaterin aufsuchten. Er wolle nicht mehr, irgendwann sei es genug. „Tag für Tag, wie soll man das überstehen?“, fragte Hugo. Früher sei es für ihn ein Klacks gewesen, entgegnete seine Frau. Zwar ahnten die Zuschauerinnen, dass es nicht um „das Eine“ ginge, waren aber von der Auflösung doch überrascht: Die Eheleute zeigten sich regelrecht erbost von den Vorschlägen der Expertin: „Was denken Sie denn? Wir reden vom Geschirrspülen.“

Nach 50 Jahren Ehe gingen Hugo (Kerstin Hahn, links) und Marta (Bettina Zehnle) zur Eheberatung bei Gabriele Braun (rechts).
Nach 50 Jahren Ehe gingen Hugo (Kerstin Hahn, links) und Marta (Bettina Zehnle) zur Eheberatung bei Gabriele Braun (rechts). | Bild: Claudia Ladwig

Gemütlicher hatten es zwei angehende Rentnerinnen beim Kaffeetrinken. Die eine berichtete, wie sie in den letzten Arbeitstagen eine Auszubildende in der Putzkolonne einlernen musste. Die habe doch tatsächlich nach einer App zum Kloputzen gefragt. Um sich zu beschweren, habe sie ihr Hydro Speed empfohlen: „Schreib deine Beschwerde auf Klopapier, drück den Spüler und zack ist sie beim Chef.“

Die andere plante individuelle Reisen, bloß keine Busfahrt als Rundum-sorglos-Paket. Sie beschlossen, zunächst gemeinsam mit der Biberbahn ins Campus Galli zu fahren.

Der ganze Bürgersaal war in Bewegung, als die Alt-Stockacherinnen eine kleine Sporteinheit in Form eines Tanzes anboten.
Der ganze Bürgersaal war in Bewegung, als die Alt-Stockacherinnen eine kleine Sporteinheit in Form eines Tanzes anboten. | Bild: Claudia Ladwig

Solche Freiräume solle sich möglichst jede Frau schaffen, betonte Manuela Wurst und lud alle ein, ein wenig Sport zu treiben: „Ihr müsst nur aufstehen.“ Verteilt auf der Bühne und im Saal feuerten neun Alt-Stockacherinnen die Damen zum Tanzen einer kleinen Choreografie zu „Stayin‘ Alive“ an. Der allgemeine Spaß war offensichtlich.

Die Adler Post als Gaststätte

Natürlich bemerkten die närrischen Stadtplanerinnen, dass in der Stadt Gaststätten fehlen. Ihre Idee: Man könne die Adler Post als Gaststätte umbauen, dabei Foyer, Saal und den oberen Bereich einbeziehen sowie die Hägerweghalle für größere Events nutzen. Die Frage nach dem Personal müsse noch geklärt werden, schließlich seien Bedienungen immer so eine Sache.

Sie hatten viel Gesprächsstoff: Vera Ossola und Regina Gromball (von links) traten unter anderem als angehende Rentnerinnen auf.
Sie hatten viel Gesprächsstoff: Vera Ossola und Regina Gromball (von links) traten unter anderem als angehende Rentnerinnen auf. | Bild: Claudia Ladwig

So leiteten sie zum letzten Sketsch über, in dem sich ein Mann über schlechten Service und viel zu hohe Preise beschwerte. Der Versuch, ihm die kalte Gulaschsuppe als neue Diät zu verkaufen, da Kühleres vom Körper erst erhitzt werden müsse und so mehr Kalorien verbrenne, schlug fehl.

Das könnte Sie auch interessieren

Solche Probleme gebe es beim Damenkaffee nicht, sagte Lea Ossola, Chefin der Alt-Stockacherinnen, die mit ihrer Mutter Vera verantwortlich für das Programm war. Das liege wohl daran, dass die Bedienungen hier närrische Frauen umsorgten und keine launischen Männer.

Sie dankte „allen Mitgliederinnen“, die unterstützt und zum Gelingen beigetragen hatten. Mit einer großen Polonaise durchs Bürgerhaus ging der Nachmittag zu Ende.