Friedlich verlief am Samstag das Aufeinandertreffen zwischen Anhängern einer Partei, die sich als Alternative für Deutschland sieht, und den Bürgern, die das Parteikürzel als „Abgrund für Deutschland“ definieren. Rund 250 Menschen beteiligten sich am Samstagabend an einer von der Gruppierung „Omas gegen Rechts“ organisierten Mahnwache, um gegen eine AfD-Wahlveranstaltung in der Stadthalle zu demonstrieren.
„Omas gegen Rechts“ organisieren Mahnwache
In einem abgesperrten Bereich vor dem Treppenaufgang versammelten sich die Protestler, unter den Augen von Dutzenden Polizisten und zeigten auf Plakaten und Transparenten, was sie von der AfD halten: „Braune Kacke hatten wir schon!“ und „Keine Macht den Faschos!“ Schon vor dem offiziellen Beginn der Mahnwache, die von 17.30 bis 19 Uhr genehmigt worden war, füllte sich der Platz.
Immer wieder gab es Absprachen zwischen Versammlungsleiterin Gabriele Lenz und der Polizei. So mussten wegen des Andrangs noch zusätzliche Ordner organisiert werden. Immer wieder skandierte die Menge „Nazis raus“ und regelmäßig gab es ein Pfeifkonzert, wenn vornehmlich männliche Besucher in die Stadthalle gingen.
„Dagegen sein ist einfach“, warb der evangelische Pfarrer Sebastian Degen für ein Miteinander und den Zusammenhalt der Gesellschaft. Zur Besonnenheit rief Gerold Schellinger, Mitglied der Grünen auf, obwohl die Diskussion mit AfDlern unterirdisch sei, da diese keine Sachargumente hören wollten.

Die Abschiebung von Millionen Migranten sei kein Geheimplan, sondern ein Versprechen dieser Partei und deshalb müsse man eine „Wand gegen Nazis“ errichten. „Da drinnen treffen sich Rechtsextreme“, zeigte der SPD-Bundestagsabgeordnete Robin Mesarosch in Richtung Halle, wo die Besucher von den Protestierenden mit einem Pfeifkonzert zur Tür begleitet wurden.
Nicht jeder AfD-Wähler sei rechtsextrem, aber jeder, der die AfD wähle, unterstützte eine rechtsextreme Partei, die keine Lösungen, dafür Hass und Lügen verbreite und das Land in den sicheren Abgrund führe, so der Parlamentarier.
AfD-Redner zeigen sich unbeeindruckt
Unbeeindruckt vom Geschehen zeigte sich die Mehrzahl der Besucher. „Rechts vor links“, kommentierte grinsend ein junger Mann, der mit seinem kleinen Sohn die Treppe hochstieg. Auch in der Stadthalle war die Polizei präsent, dazu ein Security-Dienst von der AfD, der allerdings auch keine Arbeit hatte.

Für 470 Besucher hatte man gestuhlt und rund 350 Plätze waren letztlich besetzt. Eingestimmt wurde das Publikum mit einem Imagefilm, der den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands schlaglichtartig zeigte. Als „letzte konservative Kraft Deutschlands“ bezeichnete Patrick Kohl vom AfD-Kreisverband Sigmaringen, der als Veranstalter fungierte, seine Partei.
„Wir wollen unseren alten Wohlstand wieder holen“, freute sich der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Hörner, „dass wir drinnen mehr sind, als diese sogenannten Antifanten.“ Der Bewerber für den Wahlkreis „Zollernalb-Sigmaringen“, Lukas von Berg, will die Landwirtschaft stärken, die Bräuche, Traditionen und Kultur Deutschlands erhalten. Und jeder, der diese Ziele teilt, sei willkommen, egal welche Nationalität er besitze. Auf der Bühne stellten sich mit Paula Gulde und Daniel Rottmann die Direktkandidaten für die Wahlkreise in Biberach und Ulm vor.
AfD-Vertreter kündigt konsequente Abschiebung an
Als bühnenerprobter Polit-Profi erwies sich der Bundestagsabgeordnete und ehemaliger Polizeikommissar Martin Hess, den sein Parteifreund Hörner in den nächsten Jahren als Innenminister sieht.

Und der machte klare Ansagen zur Migration. „Wir machen unsere Grenzen zu und schieben konsequent ab!“ Wenn Drittstaaten die Aufnahme ihrer Landsleute verweigerten, gebe es keinen Cent Entwicklungshilfe und für deren übrigen Staatsangehörigen kein Visum mehr. Wer legal ins Land komme, seinen Lebensunterhalt verdiene und die Werteordnung teile, sei willkommen. „Aber wir wollen keine Massenimmigration in unsere Sozialsysteme. Wer ein Kalifat will, fliegt raus.“
Deutlich machten alle AfD-Vertreter, dass die „CDU unser Hauptgegner ist.“ Immer wieder erhielt Hess für seine markigen Ankündigungen Beifall und mit Blick in den Saal erklärte dann Hans-Peter Hörner, dass er sich freuen würde, wann man sich hier vor der Landtagswahl wiedersehen würde.