Die Stimmen sind ausgezählt und die Mehrheitsverhältnisse bei den Bundestagswahlen 2021 stehen fest. Mit einem kleinen Vorsprung wird die SPD die größte Fraktion im Bundestag stellen. Die CDU bleibt etwas dahinter und musste bei der Wahl im Vergleich zu jener 2017 einiges an Federn lassen. Das war zwar auch im Städtedreieck so, doch hier bleibt sie äußerst stabil. Zwar hat sich die SPD im Bereich der Zeitstimmen angenähert, bei der Erststimme ist jedoch Thorsten Frei für die CDU unangefochtener Lokalmatador. Und das ist besonders in den Ortsteilen der Fall.

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45,2 Prozent in Mundelfingen

So etwa auch im Hüfinger Ortsteil Mundelfingen, wo Frei 45,2 Prozent der Erststimmen ergattern kann. Glücklich darüber ist auch Michael Jerg, Ortsvorsteher und Vorsitzender des CDU-Ortsvereins Mundelfingen: „Es freut uns natürlich, dass Thorsten Frei ein solches Ergebnis einfahren konnte. Das ist eine tolle Sache.“ Für das gute Abschneiden des Kandidaten hat Jerg auch eine Erklärung: „Das liegt an seiner Person.“ Frei sei äußerst nahbar und habe auch für Mundelfinger Interessen immer ein offenes Ohr: „Wenn man direkte Kontakte pflegt, dann lassen sich auch Probleme schnell lösen.“ Mit ein Grund für das gute Abschneiden im ländlichen Raum: „Er ist absolut nahbar.“

Michael Jerg, CDU Ortsverein Mundelfingen.
Michael Jerg, CDU Ortsverein Mundelfingen. | Bild: Rainer Bombardi

Wieso der Rückgang?

Und der kleine Rückgang im Vergleich zu den vergangenen Jahren? „Man muss berücksichtigen, dass die Umwelt- und Klimathematik natürlich auch im ländlichen Raum jetzt eher ein Thema ist. Daher sind viele zu den Grünen gewechselt, um zu zeigen, dass sie sich ein schnelleres Handeln in dieser Sache wünschen.“ Von daher würde es Jerg auch begrüßen, wenn es auf Bundesebene zu einer Koalition zwischen CDU, Grünen und der FDP käme: „So ähnlich wie in Baden-Württemberg.“ Seine Befürchtung sei es immer, dass eine Sache zu schnell vorangetrieben werde: „Man muss auch immer die Realisierungs-Möglichkeiten sehen. Da haben viele Angst bekommen, dass zu schnell realisiert wird“, so der Ortsvorsteher.

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Natur und Freiheit

Dennoch sei das Wahlergebnis in Mundelfingen mehr als gut: „Eine große Richtung wird vorgegeben, man kann aber auch kritisch nachfragen.“ Das habe sich auch bei den Veranstaltungen mit Thorsten Frei gezeigt. Einfluss auf das Wahlverhalten habe sicher auch die in der Coronazeit stärker gewordene Rolle von Natur und Freiheit gehabt: „Wir haben in Mundelfingen ein sehr gefragtes Neubaugebiet und junge Familien. Die Menschen schätzen die Natur hier und die Möglichkeit, schnell raus ins Freie zu können.“ Außer Acht gelassen werden dabei jedoch oft die anderen wichtigen Standbeine, wie etwa der Mittelstand.

Es ist die Präsenz

Dass Frei besonders in den Ortsteilen so viele Stimmen auf sich vereinen konnte, das hängt für Michael Hall vom CDU-Stadtverband Bräunlingen auch mit seiner Historie zusammen: „Er kommt aus der Kommunalpolitik. Dazu zählt auch seine Präsenz. Er ist immer ansprechbar.“ So habe er sich besonders im Städtedreieck ein Profil erarbeitet. „Das kommt bei den Leuten an“, sagt Hall. Zudem habe man im Wahlkampf gesehen, wie vernetzt Frei auch in der Bundespolitik sei: „Alles was Rang und Namen hat war da.“ Und dass der Bundestagspräsident in Bräunlingen vorbeischaue: Keine Selbstverständlichkeit.

Michael Hall, CDU Stadtverband Bräunlingen.
Michael Hall, CDU Stadtverband Bräunlingen. | Bild: Nathalie Scherrer

Auf Bundesebene

Das Ergebnis wertet Hall als „super“. Den Bundestrend könne man allerdings nie ganz ausschließen. „Den bekommen wir ja schon bei der Kommunalwahl zu spüren.“ Der Wechselwille sei hochgekommen, „aber ich hatte das Gefühl, niemand wusste so recht, wohin damit.“ Auf Bundesebene sei es jetzt richtig, dass die CDU parat stehe, „aber nicht um jeden Preis.“ Eine weitere große Koalition? „Eine große Koalition würde zwar eine stabile Mehrheit geben, käme aber beim Wähler nicht an.“ Hall erwartet in den nun folgenden Verhandlungen Konsequenzen, bei denen sich auch die Spitze erneuere.

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Kampf um Zweitstimme

„Verluste sind immer hart. Und es kommt auf jede Stimme an“, sagt Martin Lienhard vom CDU-Stadtverband Donaueschingen. Man habe kein britisches System, in dem einfach die Mehrheit entscheide: „Die Zweitstimme entscheidet. Und darum kämpfen wir.“ Mehrere Wochen habe man Wahlkampf auf der Straße gemacht: „Wir waren sehr zuversichtlich, dass Thorsten Frei das Direktmandat holt. Trotzdem haben wir auch für die Zweitstimme gekämpft.“ Freis Ergebnis sei ein Riesenerfolg, der nicht von ungefähr komme.

Diskrepanz Stadt und Land

„In den städtischen Bereichen hat die AfD einen ungewöhnlich hohen Anteil“, sagt Lienhard. Das seien vor allem Reflexe auf ein städtisches Leben. „Es geht hier nicht um Wählerbeschimpfung. Ich denke aber schon, dass Vorbehalte hier eine große Rolle spielen.“ Zudem sei bei der Wahl der Anteil an Briefwählern sehr hoch gewesen: „Ein AfD-Wähler macht das eher nicht, er geht ins Wahllokal.“ Daher verschiebe sich das Ergebnis dort eher zu deren Gunsten. In den Dörfern sei es hingegen noch Tradition, dass man am Wahlsonntag auch zur Wahl ins Wahllokal gehe.

Martin Lienhard, CDU Stadtverband Donaueschingen.
Martin Lienhard, CDU Stadtverband Donaueschingen. | Bild: SK

Die Bekanntheit

Dass die eine große Rolle spiele, das mag für viele Ortsteile zutreffend sein, passe aber als Argumentation nicht in die Donaueschinger Stadtbereiche: „Ich hätte gesagt, der ehemalige Oberbürgermeister ist in der Kernstadt sehr präsent. Er wohnt hier, ist bekannt.“ Man wolle sich daher nun im Nachgang einer intensiven Analyse widmen: „Wir müssen uns das anschauen und hinterfragen.“

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Für den Bund wünscht sich Lienhard nun, dass es nicht lange dauert: „Spätestens an Weihnachten sollte es einen neuen Kanzler geben. Das sage ich als Bürger.“ Als CDUler wünsche er sich eine Jamaica-Koalition aus CDU, FDP und Grünen: „Ich könnte mir vorstellen, dass das funktioniert.“