Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist klar, dass die Energiepreise in die Höhe schnellen werden. Für die 11.000 Gaskunden der SVS gibt es nun erstmals Klarheit. Erste Abnehmer hätten die Mitteilung bereits per E-Mail erhalten, auch per Post seien die Schreiben unterwegs.

„Die Gas-Preise haben sich seit letztem Jahr verdreifacht“, erklärt am Mittwochabend Geschäftsführer Gregor Gülpen die Veränderungen zum 1. Oktober. Wie lange die neuen Tarife stabil gehalten werden können, hänge vom Weltmarkt ab. Kunden mit länger laufenden Garantiepreisen hätten die VS-Stadtwerke (SVS) nun keine mehr. Versichert wird: „Wir behandeln alle Kunden gleich.“

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In die neuen Tarife seien zwei Gas-Umlagen mit einkalkuliert. Gülpen ärgert sich, dass deutschlandweit nur über eine Umlage gesprochen werde – die Gasbeschaffungs-Umlage. „Es kommt aber noch eine zweite Umlage, deren Höhe kommende Woche feststehen wird.“ Dabei handele es sich um die Gasspeicher-Umlage.

Gülpen versichert, dass „beide Umlagen bereits in den neuen Tarifen einkalkuliert sind“. Auch die Mehrwertsteuer sei „mit eingerechnet“. Er schildert weiter: „Bei der Gasspeicherumlage erfahren wir kommende Woche die genaue Höhe. Wir haben hier eine Anhebung von 4 Cent je Kilowattstunde eingerechnet.“

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Wie genau die Gasspeicher-Umlage festgelegt werde, sei „noch nicht zur Gänze klar – wir haben uns bemüht, das seriös einzurechnen“.

Weshalb die Stadtwerke zwei Schreiben ankündigen

Gülpen betont: „Es kommt damit nächste Woche ein zweites Schreiben an die Kunden von uns, sobald wir wissen, wie hoch genau die Gaspeicher-Umlage ist.“ Das zweite Schreiben werde nur versandt, wenn es von dieser Kalkulation deutlich abweiche.

Der Stadtwerke-Chef hat Sorge, dass seine Mitarbeiter im Kundenkontakt den Frust über die Preisanhebungen abbekommen. „Wir sind aber nur der Überbringer der schlechten Botschaft.“ Gülpen wörtlich weiter: „Bitte: Wir sind für den Ärger definitiv die falsche Adresse.“ Doch wo sind die Kunden dann richtig? „Sie werden nirgendwo einen Schuldigen benannt bekommen.“

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Das Schweigen Gülpens heißt aber auch: Der SVS-Chef macht nicht nur Russland und Putin für Krieg und die künstlich hergestellte Gasverknappung verantwortlich. Wer Deutschland so abhängig von dem bislang günstigen Russen-Gas gemacht habe, will er nicht ausführen.

Die Stadtwerke wollen gerade jetzt für die Kunden in der Region ein sicherer Partner sein: „Wir müssen in der Region zusammenrücken.“ Er lässt durchblicken, dass er seit Wochen Unternehmen und Einrichtungen über die Hintergründe informiert. Preislich länger festlegen könnten sich die Stadtwerke nicht mehr.

„Die Tarife können jetzt zum Monatsbeginn geändert werden, nach vorhergehender, sechswöchiger Bekanntgabe.“ Deshalb gelten die neuen Tarife nun auch zum 1. Oktober 2022. Er versichert, sobald es die Möglichkeit für eine Absenkung gebe, würden die Preise abgesenkt. Er macht aber klar, dass dafür wenig Hoffnung bestehe.

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Gülpen fasst auch die bundesweite Lage am Gasmarkt zusammen. Die großen Speicher seien zu 75 Prozent gefüllt, das Ziel sei 95 Prozent. Und, ja: Jeder und ganz Deutschland müsse rund 20 Prozent Gasverbrauch einsparen, dann müsste die Gasmenge in jedem Fall über den Winter ausreichen. Gülpen lässt durchblicken, dass beim Füllen der Speicher der Einkaufs-Preis eine nachrangige Rolle spiele. „Es hier geht hier für Deutschland darum, dass genügend Gas eingelagert ist.“

Weshalb das Eisstadion in Betrieb bleiben muss

Nicht alle sparen in VS: Zum Beispiel beim Eisstadion. Hier habe der Aufsichtsrat zuletzt beschlossen, dass der Betrieb weitergehen müsse. Gülpen, der die städtische Kunsteisbahn GmbH neuerdings führt, macht auch klar, dass „es gar nicht anders geht“. Die Stadt habe einen Vertrag mit den Wild Wings, dass eine spielbereite Eisbahn zur Verfügung gestellt werden müsse. Die gute Nachricht vom Eislauf sei: Die Curling-Damen hätten ihre Saison früher gestartet und wollten sie früher beenden, um Energieverbrauch zu reduzieren. Mittlerweile ziehe hier die ganze Curling-Anteilung mit. Das sei beispielhaft.

Gülpen stellt fest, dass die Bürger offenbar bereits jetzt auf der Sparbremse stünden. „Wir sehen einen derzeit fünfprozentigen Minderverbrauch beim Gas im Vergleich zum Vorjahr.“

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Laut Gülpen sind die Stadtwerkekunden noch in einer vergleichsweise guten Lage. „Es zahlt sich aus, dass wir jeden Monat ein 24-stel unserer Liefermengen einkaufen.“ Andere Anbieter orderten kurzfristiger zu höheren Preisen.

Beim Thema Wasser sei die Lage stabil. Es werde trotz der hohen Trockenheit nicht mehr Bodensee-Wasser als bisher bezogen.“ Es gebe „derzeit keine Grund für Tarifveränderungen.“

Beim Strom registrierten die SVS eine starke Nachfrage nach Photovoltaik. „Wir schicken jeden Tag ein Angebot heraus“, sagt er dazu und räumt ein, dass eine Bestellung „wegen fehlender Hardware nicht sofort umgesetzt werden kann“. Wer jetzt bestelle, könne im Juli 2023 beliefert werden, sagt er.

Wärmepumpen hätten die Stadtwerke nicht im Angebot. Als Grund genant wird, dass diese Anlagen nicht für alle Gebäude geeignet seien. Gemeint ist damit, dass es dazu vor allem eine Fußbodenheizung und eine gute Dämmung braucht.

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