Der neue Impfstoff ist da. Er ist an die Omikron-Variante BA.1 des Coronavirus‘ angepasst. Jetzt kann es also losgehen mit dem vierten Piks. Oder etwa doch nicht? Die Stiko empfiehlt die zweite Auffrischungsimpfung zumindest für Menschen über 60, medizinisches und Pflegepersonal oder bei Immunschwachen.
Olaf Boettcher: „Das fragen wir uns selbst ein bisschen“
Was aber ist mit denjenigen, die zu keiner dieser Gruppen gehören? Bekommen sie die vierte Impfung trotzdem? Werden sie abgewiesen? Olaf Boettcher, Impfarzt und Pandemiebeauftragter des Landkreises Waldshut, antwortet im Telefonat mit dem SÜDKURIER.

Die Frage entlockt ihm ein Lächeln. Obwohl ihm bei diesem Thema eigentlich nicht zum Lachen ist. „Wir selber fragen uns das ein bisschen“, sagt er.
Da steckt Kritik drin. Wie Boettcher schon die ganze Zeit den Kopf schüttelt über eine gewisse Desinformation und Uneinigkeit seitens der zuständigen Institutionen. „Es gibt keine definitive Aussage – vermutlich werden wir impfen, wenn jemand das möchte.“
Aber erst sind die Menschen in den Altenheimen dran
240 Dosen des Biontec-, 1500 des Moderna- und 200 des Valneva-Impfstoffs hat der Landkreis nach eigener Aussage bekommen. Boettcher: „Die müssen erst mal in die Altenheime. Da sind wir dran.“
Nur, wenn das Immunsystem geschwächt ist
Generell gibt der Laufenburger Arzt zu bedenken: Wer jünger als 60 sei, keinen medizinischen oder pflegerischen Beruf habe, solle die vierte Impfung nur bekommen, wenn sein Immunsystem geschwächt sei.
„Aber, wenn jemand kommt, bei dem die dritte Impfung schon ein Jahr her ist, bei dem werden wir die vierte Impfung natürlich machen.“ Nebenbei erwähnt er: „Wir hatten schon welche mit der fünften Impfung.“
Impfstoffe gegen BA.4 und BA.5 werden schon produziert
Boettcher bestätigt, dass mittlerweile bereits Impfstoffe zugelassen seien, die an die BA.4- und BA.5-Variante (Omikron) angepasst seien. Sie würden schon produziert. „Aber“, sagt er, im Geist den Finger erhoben, „da haben wir schon das nächste Problem: Wer kriegt was? Wir haben immer noch keine Aussage der Stiko.“
Boettcher bestätigt die Meinung der Experten: Die neuen, an BA.1 angepassten Impfstoffe schützten auch relativ gut gegen die BA.4- und BA.5-Varianten. Es gehe schließlich darum, gegen einen schweren Verlauf geschützt zu bleiben.