203 Jahre in einem Verein oder einer Institution, davon 93 Jahre in einem Vorstandsamt – das macht Roland Kromer aus Untermettingen so schnell keiner nach. Mit 18 Jahren begann sein Engagement in der Landjugend, Jahr für Jahr kamen weitere Bereiche und Ehrenämter aus nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens dazu. Für diesen unermüdlichen Einsatz für die Menschen in Ühlingen-Birkendorf wurde dem 77-Jährigen am Mittwoch, 27. November, das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
„Einfach ein guter Mensch“
„Sie sind einfach ein guter Mensch“, fasste Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz (CDU), am Ende ihrer Laudatio zusammen. Zuvor blickte sie auf die Schlaglichter seines Engagements für die Gemeinde und ihre Menschen – unzählige Daten, die Bürgermeister Tobias Gantert und Ortsvorsteher Daniel Schliffke in mühevoller Kleinarbeit und mithilfe seiner Familie in Hintergrund zusammengetragen haben.
Die Staatssekretärin beeindruckte vor allem, dass sich Roland Kromer in nahezu allen Bereichen, die für ein lebenswertes Umfeld sorgen, engagiert hat. „Es ist selten, dass Bürger in praktisch allen diesen Feldern aktiv sind und das über einen so langen Zeitraum.“ So habe er sich in einem ganz außerordentlichen, außergewöhnlichen Maße an ganz vielen Stellen, in zahlreichen Institutionen über Jahrzehnte eingebracht und um die Pflege des Gemeinwesens große Verdienste erworben.
Demokratie hat ihm viel zu verdanken
„Sie haben diese Gemeinde und ganz besonders Ihren Ortsteil Untermettingen im letzten halben Jahrhundert ganz wesentlich mitgeprägt. Sie sind die gute Seele des Orts und gerade eine Definition des Begriffs „vorbildlicher Bürger““, so Kurtz. Durch sein jahrzehntelanges Engagement habe ihm die Gemeinde, der Staat und die Demokratie viel zu verdanken. Roland Kromer habe praktisch Nächstenliebe gelebt und Bleibendes geschaffen, das seine Nachfolger nun fruchtbar weiterführen können. Sie dankte dem 77-Jährigen für das Geleistete und überbrachte die Grüße von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landwirtschaftsminister Peter Hauk, bevor sie ihm den Orden ans Revers heftete.
Bürgermeister Tobias Gantert zeichnete den rund zweijährigen Weg bis zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes nach. Dass Roland Kromer in irgendeiner Weise geehrt werden müsse, hat Werner Duttlinger im Frühsommer 2022 ins Spiel gebracht. Nach der Fleißarbeit von Sohn Heiko zeigte sich, wie beeindruckend das Wirken tatsächlich ist. Nach dem Beschluss des Gemeinderats waren weitere Recherchen notwendig. „Das alles war recht anspruchsvoll. Wir können bestätigen, der Verdienstorden wird nicht leichtfertig verliehen“, verriet Gantert mit einem Augenzwinkern. Für den Bürgermeister steht die Auszeichnung für den Dank des Landes, der Gemeinde und all der Menschen, deren Leben Roland Kromer mit seinem Wirken bereichert hat.
Eine große Ehre für einen „Normalo“
Untermettingens Ortsvorsteher Daniel Schliffke verdeutlichte das Engagement in Zahlen und würdigte die Fähigkeit Kromers, alle Anliegen beantworten zu können. „Ich bin stolz, so einen Mitbürger in Untermettingen zu haben. Und ich freue mich, dass einem von uns Normalos so eine Ehre zuteil wird“, sagte er in Anspielung darauf, dass auch der Fußballtrainer Jürgen Klopp mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
Roland Kromer war sichtlich überwältigt von der Auszeichnung, den lobenden Worten der Redner und den stehenden Ovationen seiner vielen Wegbegleiter.
Der Geehrte gibt sich ganz bescheiden
„Die Auszeichnung bedeutet mir ganz viel. Ich habe nächtelang nicht geschlafen, weil mir das peinlich war“, gibt Kromer im persönlichen Gespräch im Anschluss ganz bescheiden zu. Gleichwohl freue er sich riesig über die Anerkennung und Wertschätzung.
„Wenn ich für andere etwas Gutes tue, tue ich das auch immer für mich selbst“, sei immer seine Devise gewesen. Dankbar ist Roland Kromer seiner Frau Gertrud und den Kindern Silke und Heiko, die ihm immer den Rücken freigehalten haben und an denen in all den Jahren vieles hängen blieb. „Ich freue mich, wenn ich Leuten etwas geben kann“, nennt er den Grund für sein Engagement.
Inzwischen ist er gesundheitlich stark angeschlagen, auf sein Engagement will er aber dennoch nicht verzichten. Er ist weiter in der Narrenzunft Wilderer, für die Senioren in Untermettingen und die „Fidelen Steinatäler“ aktiv. „Ich mache es, solange es geht. Sich einzubringen, um die Gemeinschaft zu unterstützen, ist in der heutigen Gesellschaft wichtiger denn je.“