Eine friedliche und stimmungsvolle Fasnacht wünschen sich die Konstanzer Mäschgerle und die Narrenvereine und -zünfte, die mit ganzem Herzen dieses Brauchtum pflegen. Sie sind sich einig: Alkohol-Exzesse und Scherbenmeere haben nichts mit Narretei zu tun. Die Stadtverwaltung Konstanz ist froh, dass viele Zünfte Angebote schaffen und die Straßenfasnacht ein Stück weit organisieren.
Gleichwohl muss die Stadt Ver- und Gebote aussprechen, damit falsch verstandene Narrenfreiheit nicht eskaliert. Und sie tut auch noch mehr. Froh sind Narren und auch Altstadtbewohner, dass das 2013 eingeführte Glasverbot am Schmotzigen Dunschtig Wirkung zeigt. Zuvor glichen Teile der Innenstadt einem Scherbenmeer, was auch Henry Rinklin von der Stadtreinigung unvergessen ist.
Das Glasverbot stoße auf Akzeptanz, sind sich Christine Barth und Andreas Renker vom Bürgeramt einig. „Gefühlt wird es jedes Jahr weniger an Scherben“, so Renker, der anfügt: „Vor drei Jahren haben wir das Gebiet ausgeweitet.“

Hier gilt das Glasverbot
Seither ist vom Schmotzigen Dunschtig, 8. Februar, 5 Uhr bis Freitag, 9. Februar, um 6 Uhr die Mitnahme sämtlicher Glasbehältnisse, wie Flaschen und Gläser, auf öffentlichen Straßen und Plätzen der Altstadt verboten. Außenbereiche von Gaststätten sind hierin eingeschlossen. Dies betrifft die komplette Altstadt zwischen Rheinsteig, Laube, Bodanstraße, Bahnhofplatz und Konzilstraße.
„Wir freuen uns, wenn dies auch an den anderen Tagen berücksichtigt wird“, sagt Christine Barth. Glasscherben könnten allzu leicht für Verletzungen sorgen. Barth denkt beispielsweise an Kinder, die hinfallen, oder Tiere, deren Pfoten durch die Splitter verletzt werden.
Wichtig: Angebote an der Straßenfasnacht
Wie wichtig Angebote von den Narrenzünften und Vereinen ist, hat sich während der Pandemie gezeigt. Eine offizielle Fasnacht hatte es nicht gegeben, was zu Eskalationen führte. „Wir sind froh, dass auf der Marktstätte wieder etwas organisiert wird“, sagt Christine Barth.
Die Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft, die Konstanzer Keiler und der SÜDKURIER bieten am Schmotzigen Dunschtig wieder von 10 bis kurz vor 14 Uhr eine Bühne für Musik- und Tanzgruppen unter dem Motto „Ho Narro uf de Gass“.

Die Guggenmusik X-Treme wird am höchsten Narren-Feiertag auf dem Münsterplatz und in der Hofhalde verschiedene Guggenmusiken aufspielen lassen. Solch schöne Angebote, welche sehr gerne von den Mäschgerle angenommen würden, seien wichtig, betont Christine Barth, „sonst besteht die Gefahr, dass Nicht-Narren diese Plätze in Beschlag nehmen“.
Nicht zu vergessen ist auch das Jakobinertribunal um 13 Uhr auf dem Obermarkt, das sich größter Beliebtheit erfreut.
Vorsicht, wenn es eng wird
Aber eben solche Zuschauermagnete seien nicht ganz unproblematisch, denn es wird zuweilen eng. Das kann auch passieren, wenn in Straßen und Gassen Musikgruppen aufspielen. Was, wenn es zu einer Massenpanik kommt? Christine Barth erinnert an jenes Unglück an Halloween in Seoul und stellt fest: „Solche Bilder will hier keiner haben. Es geht darum, dass Fasnacht friedlich gefeiert werden kann, ohne dass es zu Katastrophen kommt.“

Aufgrund einer Empfehlung eines Sicherheitsberaters bittet die Stadt jene Mäschgerle, die ein Handwägele dabeihaben, um sich selbst zu versorgen, nicht an Engstellen durchzulaufen oder gar dort stehenzubleiben, so Barth.
Sie erklärt: „Und wenn plötzlich eine Entfluchtung notwendig wäre, komme ich mit einem Bollerwagen nicht schnell raus. Zudem besteht die Gefahr, andere zum Stürzen zu bringen.“ Es handle sich um eine Bitte der Stadt. „Mit einem Verbot wollen wir nicht agieren, sondern an die Vernunft appellieren“, stellt sie klar.
Jugend-Party auf dem Stephansplatz
Auf Initiative des Präventionsrates gibt es auf dem Stephanplatz am 8. Februar wieder von 10 bis 14 Uhr und von 18 bis 24 Uhr eine Jugend-Party, kündigt Christine Barth an. Diese werde von einer Eventagentur im Auftrag und auf Kosten der Stadt veranstaltet.
„Der Eintritt ist frei und die Jugendlichen können eine 0,5-Liter-Plastikflasche Wasser mitbringen“, fügt Andreas Renker an. Außerdem seien Teams vom Gesamtelternbeirat und dem Jugendzentrum unterwegs, um kostenlos Wasser und belegte Brote auszugeben und „für die Jugendlichen da zu sein“, so Barth.

Zusammengerechnet 90.000 Euro investiere die Stadt in die Fasnacht. Finanziert würden neben der Jugend-Party, Sicherheitsberater, zusätzliches Sicherheitspersonal, Toiletten, Absperrungen, zusätzliche Reinigung und einiges mehr, erklärt Christine Barth.
Narrenzünfte bieten Wasserstationen
Aber auch die Narrenzünfte selbst tun viel, um für eine sichere und ungetrübte Fasnacht zu sorgen. Die Hofpeter beispielsweise hatten im vergangenen Jahr bereits die Initiative ergriffen und mit weiteren Narrenvereinen die Aktion gestartet: „Mit Wasser kannst Du länger auf die Gass.“ Die Narren gaben kostenlos Wasser an Jugendliche und Erwachsene aus, um damit einen Beitrag für eine friedliche Fasnacht zu leisten und Alkoholexzessen entgegenzuwirken.
„Die Resonanz war durchweg super, auch von Leuten, die kein Wasser genommen haben. Gerade die Jugendlichen waren begeistert und dankbar“, berichtet Hofpeter-Präsidentin Caro Wehner. „Das Geld ist knapp bei den Jugendlichen“, so Hofpeter-Vize Roland Huber. Gastronomen verlangten in der Regel vier Euro für einen Becher Wasser, schildert er die Situation.

Beide wünschten sich, dass auch professionelle Standbetreiber „Wasser zu einem narrenfreundlichen Preis ausgeben“ würden. Schließlich kämen auch die Stadtwerke den Mäschgerle mit dem preiswerten Narrenticket für den Stadtbus entgegen, gibt Huber ein Beispiel. Die Hofpeter hätten allein am vergangenen Schmotzige etwa 140 Liter Wasser ausgegeben.
Die Initiatoren freuen sich, dass in diesem Jahr noch mehr Zünfte mitmachten, und zwar: Die Wüeschte Sierche, Piraten, Brunnengeister und Konstanzer Trolle. Beispielsweise werden die Piraten am Schmotzige und Fasnachtssonntag mit fünf Motivwagen in der Stadt unterwegs sein, um die Wasserversorgung sicherzustellen, berichtet Tobias Epp von den Piraten dem SÜDKURIER.