Erneut ein bitterer Abend für die Christdemokraten in Villingen-Schwenningen. Verloren sie bereits 2013 bei der Bundestagswahl zweistellig, setzte sich der Rückgang nun bei dieser Wahl fort. Nur noch etwas über 24 Prozent bei den Zweitstimmen, immerhin liegt Thorsten Frei bei den Erststimmen klar vorn, doch selbst hier fährt er mit beinahe zehn Prozentpunkten weniger gewaltige Verluste ein.
So freut sich vor allem die SPD, bei deren Wahlparty es teilweise euphorisch zugeht. „Es wird eine ganz enge Kiste“, betont zwar SPD-Stadt Edgar Schurr, allerdings jubelt auch er über die Gewinne von Derya Türk-Nachbaur. Zwar haben die Christdemokraten in der Doppelstadt erneut die Oberhand gewonnen, doch es wird von Wahl zu Wahl knapper.
CDU verliert auch auf den Dörfern
Dabei lohnt sich ein Blick in die dörflich geprägten Stadtbezirke, wo es traditionell weitaus konservativer zugeht als in den Städten. Doch auch hier bröckelt es bei der CDU. Bei den Zweitstimmen kommt die CDU beispielsweise in Herzogenweiler auf rund 41,5 Prozent, verliert hier aber mit 13 Prozentpunkten recht deutlich. Auch in Marbach wird bei 25,1 Prozent ein zweistelliger Verlust von zehn Prozentpunkten eingefahren. Ähnlich ist das Bild in Mühlhausen, da liegt bei den Zweitstimmen Frei mit 20,5 Prozent nur noch hauchdünn vor dem FDP-Kandidaten Marcel Klinge (20,2 Prozent). Auf 28,1 Prozent kommen die Christdemokraten noch in Obereschach (das sind beinahe 17 Prozentpunkte weniger), in Pfaffenweiler siegen sie mit 31,5 Prozent, das sind minus 7,2 Prozentpunkte. Ein ähnliches Bild bietet sich in Rietheim, Tannheim, Weigheim und Weilersbach.
SPD macht Boden gut
Klar aufgeholt hat die SPD, vor allem bei den Zweitstimmen. Waren es 2013 16,5 Prozent legte sie noch einmal um über fünf Prozentpunkte zu. Freuen dürfte sich die SPD vor allem über Schwenningen. Mussten die Sozialdemokraten bei der Oberbürgermeisterwahl gerade hier noch böse Verluste einstecken, liegt in der früheren Arbeiterhochburg die SPD-Kandidatin Derya Türk-Nachbaur bei den Zweistimmen mit 22,9 Prozent vor Thorsten Frei mit 20,5 Prozent. Dort gewinnen die Sozialdemokraten auch sieben von neun Wahlbezirken. Selbst im bürgerlichen Villingen geht es äußerst knapp zu. Hier kommt die CDU auf 22,9 Prozent, die SPD liegt ein Prozentpunkt dahinter.
Eine weitere Überraschung ist eindeutig die FDP mit ihrem Kandidaten Marcel Klinge. In Villingen-Schwenningen arbeitet sie sich bei den Erst- und bei den Zweitstimmen auf den dritten Platz vor. Sie gewinnt vier Prozentpunkte bei den Zweitstimmen hinzu. Erfolgreicher sind nur die Sozialdemokraten (plus 5,4 Prozentpunkte). Etwas mehr hatte man sich ganz sicher bei den Grünen erhofft, die bei den Zweitstimmen in der Doppelstadt nur 1,5 Prozentpunkte zulegen. Schon relativ früh ahnt Kandidat Thomas Bleile bei der Wahlparty, dass ein paar Prozentpunkte mehr nicht schlecht wären. Auch die beiden Sprecher der Grünen-Jugend, Amelie Hornig und Laurin Budnik, machten schon im Wahlkampf die Erfahrung, dass auch viele Impfverweigerer beim Stand vorsprachen. Dabei liegt ihnen vor allem das Thema „Klimawandel“ am Herzen.
Viele Wähler in Herzogenweiler
Eines der knappsten Ergebnisse gibt es im im Wahlbezirk Goldenbühl (2118 Wahlberechtigte): CDU mit 21,1, SPD mit 21,7 und AfD mit 21,1 Prozent. Die AfD ist am stärksten in der Heimat von Kandidat Martin Rothweiler: Im Schilterhäusle kommt sie auf 30,9 Prozent. In der Gesamtstadt erreicht sie 12,4 Prozent und verliert 1,9 Prozentpunkte. Im Schilterhäusle haben die Grünen mit 4,5 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in VS. Die Grünen sind am stärksten in der Innenstadt mit 20,1 Prozent. Dort gewinnt die SPD mit 22,8 Prozent, die CDU ist nur Dritter mit 17,7 Prozent.