Die meisten Erststimmen in allen Stadtvierteln zusammen konnte erneut Thorsten Frei ergattern. Der CDU-Mann erreichte in der Doppelstadt 31,2 Prozent und wurde klar Erster. Dennoch kann ihn das Ergebnis nicht zufriedenstellen. Immerhin büßte er im Vergleich zu 2017 ganze 9,4 Prozent bei den Erststimmen ein. Bei den Zweitstimmen verlor die CDU in VS gar 9,7 Prozent und kommt letztlich nur noch auf 24,3 Prozent. Zweiter in VS wurde Derya Türk-Nachbaur (SPD) mit insgesamt 19,4 Prozent der Erststimmen.
Anders als im Bund, wird in VS mit Marcel Klinge ein FDP-Mann Dritter. Er erhielt 15,1 Prozent und verbesserte sein 2017er-Ergebnis gar um 5,7 Prozent. Weil er nicht auf der Landesliste stand, reicht es dennoch nicht für den Wiedereinzug in den Bundestag. Thomas Bleile von den Grünen kommt auf 13,1 Prozent in VS, Fünfter ist Martin Rothweiler (AfD) mit 12,4 Prozent.
Den meisten Zuspruch erntete Frei in Herzogenweiler. 52,1 Prozent der 132 Wahlberechtigten machten ihr Kreuz bei den Christdemokraten. Der Grüne Thomas Bleile erhielt hier nur 7,4 Prozent. Kurios: Herzogenweiler ist das einzige Stadtviertel, in dem 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gültig sind. Die Wahlbeteiligung an der Wahlurne liegt hier mit 71,2 Prozent auch sehr deutlich an erster Stelle. Briefwähler scheint es hier kaum gegeben zu haben. Stark ist das Frei-Ergebnis auch in Rietheim.
40,1 Prozent der 833 Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgaben, entschieden sich für das amtierende Bundestagsmitglied. Ebenfalls überzeugen konnte Frei in Obereschach (39,9), im Kurgebiet (40,3) und Pfaffenweiler (39,8). Die Stadtviertel gelten als gut bürgerlich und klassische CDU-Gebiete. In Tannheim könnte sich ausgezahlt haben, dass Frei gegen einen Truppenübungsstandort der Bundeswehr im Ort agiert hat. Die 40,3 Prozent scheinen das Dankeschön der Anwohner zu sein.
Derya Türk-Nachbaur, die für die SPD in der Doppelstadt und im Wahlkreis den zweiten Platz erreichte, kommt in Rietheim nur auf Rang fünf – hinter Marcel Klinge von der FDP (17,6 Prozent), Martin Rothweiler von der AfD (12,4 Prozent) und auch Thomas Bleile von den Grünen (10,9 Prozent). Stark wiederum war Türk-Nachbaur im Rinelen.
Dort gab es 1419 Wahlberechtigte. In diesem recht gemischten Stadtviertel stimmten 25,4 Prozent für die Sozialdemokratin und damit die meisten im Vergleich zu allen anderen VS-Vierteln. Gewinnen konnte aber auch hier Frei (29,8 Prozent). Klinge wurde Dritter, Rothweiler Vierter und Bleile Fünfter.
Ein stark konträres Bild zeigt sich beim Blick auf die Innenstädte in Villingen und in Schwenningen. Während der Grüne Bleile in der Villinger Innenstadt bei 1651 Wahlberechtigten mit 20,4 Prozent der Erststimmen sein bestes Ergebnis aller Stadtviertel einfuhr, erreichte er in den Vierteln Innenstadt Schwenningen Nord (1971 Wahlberechtigte) und Innenstadt Schwenningen Süd (1470 Wahlberechtigte) nur 9,9 respektive 10,5 Prozent. Gewinnen konnten die ehemalige Arbeiterstadt Schwenningen SPD-Kandidatin Türk-Nachbaur. Sie erhielt 22,9 Prozent der Stimmen, während CDU-Mann Frei nur auf 20,5 Prozent kommt.
Im Schilterhäusle konnte Rothweiler von der AfD seinen Heimvorteil nutzen. Der Direktkandidat der Alternative für Deutschland bei der vergangenen Landtags- und dieser Bundestagswahl wohnt selbst in diesem Stadtviertel und gewann es am Sonntag auch klar. 1019 Wahlberechtigte gibt es dort, 34,5 Prozent von denen, die ihre Stimme abgaben, entschieden sich für Rothweiler. Die Polarisierung der Gesellschaft wird im Schilterhäusle besonders deutlich anhand des grünen Ergebnisses. Bleile bekam hier nur 4,7 Prozent und damit sein schlechtestes Erststimmenergebnis in VS.
Auch stark war Rothweiler in der Wöschhalde (20,7 Prozent), im Steppach (24,6 Prozent) und in Sturmbühl (22,2 Prozent). Diese Stadtviertel, wie auch das Schilterhäusle, sind geprägt von Wohnblocks oder Einfamilienhäusern und einer relativ neu dort ansässigen Bevölkerung. Übrigens: Frei (CDU) erhielt im Schilterhäusle mit 20 Prozent sein schlechtestes Stadtviertelergebnis. Eher überraschend ist dagegen Rothweilers gutes Abschneiden im Goldenbühl (20,3). Das Viertel gilt eigentlich als klassisch bürgerlich. Auch die 19,4 Prozent im Neckarstadtteil überraschen.
In der Südstadt gab es mit 5339 Wahlberechtigten die meisten Menschen, die ihre Stimme abgeben durften. Dort bekam Rothweiler nur 9,4 Prozent. Weniger erhielt der AfD-Mann nur in Herzgenweiler und im Kurgebiet (jeweils 8,5). Weilerbach (1002 Wahlberechtigte) bescherte Klinge von der FDP sein bestes Stadtviertelergebnis. Der FDP-Mann, der seinen Platz im Bundestag verlieren wird, erreichte hier 22,8 Prozent der Erststimmen. Türk-Nachbaur erhielt dagegen in Weilerbach ihr zweitschlechtestes Resultat mit 9,7 Prozent. Nur in Tannheim bekam das künftige Bundestagsmitglied noch weniger (9,2 Prozent).
Ein Stadtviertel, dass das Endergebnis der Doppelstadt sehr genau nachzeichnet, ist die Hammerhalde. Hier gab es am Sonntag 3505 Wahlberechtigte. Sie wählten mit ihrer Erststimme wie folgt: 31,9 Prozent für Frei (31,2 in VS), 18,8 Prozent für Türk-Nachbaur (19,5 in VS), 15,3 Prozent für Klinge (15,1 in VS), 13,3 Prozent für Bleile (13,1 in VS) und 13,6 Prozent für Rothweiler (12,4 in VS). Sogar das Ergebnis der Linken-Kandidat*in Heinrich Alexandra Hermann kommt mit 2,7 Prozent fast an das der Gesamtstadt (2,8) heran. Kein Wunder: Das Viertel ist ein sehr gemischtes. Und viele Immobilien sind noch in ursprünglicher Eigentümerhand. Der erste Generationenwechsel ist hier noch in der Anfangsphase.